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 Die Formel für die Wasserstoffwellenfunktionen lautet: 
                 
  
In den folgenden Darstellungen wird die mit r 
multiplizierte Wahrscheinlichkeitsdichte verwendet. In dem Zeitfaktor ist das 
Wirkungsquantum h gleich 1 gesetzt und die Längeneinheit ist der 
Bohrsche Radius a
0. (In Realexperimenten verwendet man nicht Wasserstoff, 
sondern z.B. Rubidium. Dann muss noch die Kernladungszahl berücksichtigt 
werden.) 
Für kreisförmige Rydbergatome ist l = m = n-1, 
wodurch die Formel drastisch vereinfacht wird: 
  
								Dabei ist N ein von 
								den Quantenzahlen abhängiger Normierungsfaktor 
								und R die Radialfunktion (die von r 
								abhängigen Faktoren in der allgemeinen Formel 
								ohne den Faktor r am Ende). Von den Legendrepolynomen P bleibt nur eine 
								Potenz (l) des Sinus vom Polarwinkel 
								übrig, d.h., das Elektron ist für große l 
								"praktisch" nur in der "Äquatorebene" des Atoms 
								anzutreffen. 
  
				
								Für l = n-1 bleibt vom 
								Laguerrepolynom L nur eine Konstante übrig und 
								die Radialfunktion hat nur ein Maximum (und keine 
								Nullstellen).  Nebenstehend sind die mit 
								r multiplizierten Radialfunktionen 
								abgebildet, und zwar für die Quantenzahlen n =
								50 
								(rot) und n = 51 
								(blau). Zum Vergleich die Radialfunktionen für 
								n 
								= 10 und 20 (schwarz). Für r ist auf der 
								Abszisse n2, also die 
								Vielfachen von a
								0 abgetragen. 
								Man sieht: für große Quantenzahlen hält sich das 
								Elektron nicht an die von Bohr ausschließlich 
								erlaubten Bahnen, sondern vagabundiert lustig 
								über alle möglichen "stationären Zustände" 
								(etwa von n= 42 bis n=60) und 
								verbotene Zonen (und zwar kontinuierlich!), so 
								dass es vom 2000-fachen bis zum 4000-fachen 
								Bohrschen Radius anzutreffen ist. Die 
								Bezeichnung "kreisförmiges Atom" ist also stark 
								vereinfachend.
								 
								Bemerkenswert ist vor allem, dass sich die 
								"Aufenthaltsbereiche" mit benachbarten 
								Quantenzahlen fast vollständig überlappen. Wenn 
								also ein Elektron "nicht genau weiß", zu welcher 
								Bohrschen Bahn es gehört, kann es auch beide 
								nehmen: Schrödingers Elektron! 
								 
								 
								Diese Schrödinger-Elektronen leben in 
								Rydbergatomen sehr lange (Millisekunden) und man 
								kann sie mit Mikrowellen nicht nur von einer 
								"Bohrschen Bahn" zur anderen schieben, sondern 
								auch die Phase ihres Zustands verändern - und 
								messen! Mehr dazu später.
								 
								 
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								| Wir sollten uns also um die Phase dieser 
								Zustände (die man nun wieder als 
								"Superpositionszustände" neu entdeckt hat) 
								kümmern. Sie steht in der Exponentialfunktion: 
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								Hier ist der Realteil (nach oben über der 
								"x-y-Äquatorebene des Atoms" abgetragen) des 
								azimutalen Anteils dargestellt für n = 50, also 
								m = 49 (bitte nachzählen :-). 
								 
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								Wenn man noch den Zeitfaktor berücksichtigt, 
								bewegt sich der Realteil des "stationären 
								Zustands". Die Darstellung des Betragsquadrats 
								würde natürlich weder eine azimutale Struktur 
								noch ihre zeitliche Veränderung zeigen.
								 
								 
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								Was geschieht, wenn "man zwei benachbarte 
								Zustände überlagert" - rein rechnerisch, oder 
								wenn das Elektron nicht genau weiß, ob es zu 
								n = 50 oder n = 51 gehört?
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								| Die Quantenzahlen m unterscheiden 
								sich um 1. Azimutal gibt es also auf einer Seite 
								ein Minimum und auf der anderen ein Maximum des 
								"Superpositionszustandes": 
								Kreisförmige Schwebung, sowohl im Realteil...
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								als auch im Betragsquadrat. Das bedeutet 
								aber, dass das Elektron mit dem positiven Kern 
								(in der Mitte zu denken) einen elektrischen 
								Dipol bildet.
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								Bewegt sich etwas?
								 
								Ja - das Elektron! mit seinem Realteil (und 
								Imaginärteil)
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								und natürlich auch dem Betragsquadrat!
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								| Der elektrische Dipol rotiert also, und zwar 
								mit der Schwebungsfrequenz (für Rubidium etwa 
								51GHz) der beiden "stationären Zustände", oder 
								mit der
								
								Gruppengeschwindigkeit.
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								Anders ausgedrückt: Durch die Überlagerung 
								der Zustände, oder beim Übergang von einem 
								"stationären Zustand" zum anderen, wird das Elektron zu einem 
								lokalisierbaren Wellenpaket (sonst könnte es ja 
								auch nicht strahlen :-).
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								Hier ist noch eine andere Art der 
								Darstellung: Die Überlagerung wurde nur für 
								n = 48 bis n = 52 berechnet. 
								Außerhalb und innerhalb dieses Bereiches sind 
								die "stationären Zustände" zu sehen. Die 
								Animation läuft im Sekundentakt, damit man 
								besser verfolgen kann wie die "Zahnräder 
								ineinander greifen".
								 
								 
								Natürlich ergeben sich durch die Wahl der 
								Zeitschritte (also der "Messung") 
								stroboskopische Effekte. Das Verhältnis der 
								mittleren Frequenz der beiden "stationären 
								Zustünde" und der Übergangsfrequenz (= 
								Schwebungsfrequenz) ist etwa n/2 und 
								nicht ganzzahlig.
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Einmal mehr ist von einem Quantensprung weit und breit nichts 
zu sehen. Rydbergatome haben eine sehr hohe Lebensdauer (> 10ms), weil die 
abgestrahlte Leistung sehr klein ist. Die abgestrahlte Leistung ist einerseits 
proportional zum Quadrat der Beschleunigung des Elektrons. Weil die 
Schwebungsdauer proportional zu n3 ist und der mittlere 
Bahnradius proportional zu n2, ist also die 
Strahlungsleistung proportional zu n-8. 
Andererseits ist die mittlere Strahlungsleistung gleich der abgestrahlten 
Energie dividiert durch die Lebensdauer. Also ist die Lebensdauer proportional 
zu  n5. 
Würde man das Atom sich selbst überlassen, so würde also das Elektron "in aller 
Seelenruhe" und unter Missachtung aller verbotenen Zonen von energetisch 
höheren zu niedrigeren Zuständen übergehen und dabei eine Spektrallinie nach der 
anderen abstrahlen, 
siehe auch. Aber es kommt noch besser: 
Setzt man das Atom in einen gut verspiegelten Hohlraum, so 
kann es die abgestrahlte Energie wieder absorbieren und oszilliert zwischen zwei 
benachbarten Zuständen, wenn der Hohlraum gut abgestimmt ist: Rabioszillationen, 
etwa um das Millionenfache langsamer als die Strahlungsfrequenz, also 51kHz im 
genannten Beispiel. 
Es kommt aber noch besser: Durch gezielte 
Einstrahlung von Mikrowellenpulsen, kann man das Elektron nach Belieben hin- und 
herschieben (energetisch, aber auch räumlich). Auf den unteren Zustand oder den 
oberen oder eine Superposition. Wenn man das zweimal macht, hat man (mit 
geeigneten Pulsen) ein Ramsey-Interferometer, bei dem die Pulse wie Strahlteiler 
wirken. Verschiebt sich zwischen den "Strahlteilern" (Ramsey-Zonen) die Phase 
des "präparierten Zustands", so ändert sich die Intensität an den Ausgängen des 
Interferometers. 
Am besten wäre es natürlich, wenn man jetzt noch einen 
Phasenschieber hätte. Aber keine Sorge - auch das geht und man bekommt dafür 
sogar den
Nobelpreis, denn mit diesem Phasenschieber kann man ein Photon nachweisen, 
ohne es zu absorbieren! 
Und wie geht das (mit dem Phasenschieber)? Wenn ein Atom durch 
einen Hohlraum fliegt, der verspiegelt ist und auf die Übergangsfrequenz zweier 
Niveaus richtig abgestimmt ist, so verschieben sich die Niveaus (light shift). 
Ein Beispiel mit den Zahlen aus "Quantum jumps of light 
recording the birth and death of a photon in a cavity", Sébastien Gleyzes, ..., 
Serge Haroche, 
doi:10.1038/nature05589 (Hochachse: Kreisfrequenz in Hz, 
Zeitachse in Sekunden): 
				
								
								Wenn der Hohlraum wirklich leer ist 
								(elektromagnetisches Vakuum, Anzahl der Photonen 
								n = 0), wird nur das obere Niveau (rot) 
								angehoben. Das untere Niveau (blau, auf der 
								t-Achse) bleibt unverändert. Achtung: in diesen 
								Darstellungen ist der Abstand (51GHz) zwischen 
								den (unverschobenen) Niveaus nicht 
								berücksichtigt.
								 
								 
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								Wenn sich ein Photon im Hohlraum befindet, wird 
								zusätzlich das untere Niveau abgesenkt.
								 
								 
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								Will man unterscheiden, ob sich ein Photon im 
								Hohlraum befindet oder keines, so muss man die 
								Differenz der Verschiebungen bilden...
								 
								 
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								und daraus die resultierende Verstimmung.
								 
								 
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								Wenn man alles richtig 
								gemacht hat, sammelt das "Atom im 
								Superpositionszustand" - also der rotierende 
								Dipol - bei der Passage durch den Hohlraum 
								gerade die zusätzliche Phase π auf, die man im 
								Interferometer braucht, um oben genanntes 
								Experiment optimal durchzuführen.
								 
								 
								Die nebenstehende Abbildung zeigt das 
								Zeitintegral der "Verstimmung", die dafür sorgt, 
								dass der Dipol währen der Passage durch die "Gaußmode" 
								etwas schneller rotiert.
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								Belichtet man den rotierenden Dipol mit der 
								passenden Frequenz, so sieht die 
								Phasenverschiebung so aus (Realteil der 
								Wellenfunktion):
								 
								 
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								Betragsquadrat
								 
								 
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								| Nebenbei gesagt: Ein 
								Zwei-Niveau-System ist eine Realisierung eines 
								Qubits. Sie sehen hier also wie man die Phase 
								eines Qubits schiebt, das sich in einem 
								Überlagerungszustand befindet :-).
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Nun werden Sie fragen: "Warum spricht dann S. Haroche in 
seiner Nobel lecture davon, dass er Schrödingers Frage "
Are 
there quantum jumps" positiv beantwortet hat? Fragen Sie mich etwas 
Leichteres! Wenn es die von Schrödinger abgelehnten instantanen 
Bohr/Einsteinschen Quantensprünge gäbe, könnte Haroche seine Experimente gar 
nicht machen. 
Und weshalb heißt der Artikel "Quantum jumps of light 
recording the birth and death of a photon 
in a cavity"? Weil man nur alle 
Millisekunden nachschaut, ob das Photon noch im Hohlraum ist. Falls nicht, so 
ist es aus dem (offenen!) Hohlraum ins Vakuum außerhalb des Hohlraums "gesprungen". Nun ja - wenn ich um 
12 Uhr in der Sonne auf meinem Balkon einschlafe und um 15 Uhr wieder aufwache, 
ist die Sonne auch weg-"gesprungen" und ich liege im Schatten. So ist das halt 
mit stroboskopischen Aufnahmen...
  
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