== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: e@isdn.uni-mannheim.de (Eberhard Endres) Date: 29 Jun 1997 08:19:22 +0200 Heinz.Plugge@t-online.de (Heinz Plugge) schrieb: >> >> Derive halte ich für nicht mehr zeitgemäß, ich rate stark zu Maple. >> Das kostet als Student Edition auch nicht mehr und ist wesentlich >> leistungsfähiger. >> > Derive fuer Windows halte ich, nachdem die unsaegliche Bedienung des > Derive fuer DOS weggefallen ist, fuer ein sehr brauchbares Programm > (zumal das Konzept auch im TI 92 umgesetzt ist und damit fuer Schulen > noch interessanter ist). Ich denke, das Maple in der Oberstufe des Gymnasiums besser ist - ich koennte mir sogar einen Informatikkurs vorstellen, bei dem die Konstrollstrukturen mit Maple (statt Pascal o.ae.) realisiert werden. Auch modulares (Projekt-) Programmieren wird durch Maple hervorragend bei der Erstellung einer eigenen Bibliothek unterstuetzt. Da Derive keine (bzw. nur sehr eingeschraenkt) Schleifendurchgaenge realisiert, koennte ich mir DERIVE allenfalls sinnvoll in der Mittelstufe (und dort mit Vorteil gegenuber Maple vorstellen). Hierzu habe ich jedoch noch einige Fragen: Kennt jemand die aktuellen Preise und Bezugsquellen fuer Maple bzw. Derive ... .... fuer eine Schulversion (bzw. Klassenlizenz) .... fuer eine Einzellizenz (Lehrer bzw. Schueler) .... fuer eine Einzellizenz (Lehrer bzw. Schueler) bei vorhandener Schullizenz? -- Mit freundlichem Gruss Eberhard Endres ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: ALEXANDER@admiral.berlinet.de (Alexander Eckert) Date: Mon, 30 Jun 1997 22:54:00 +0200 e@isdn.uni-mannheim.de meinte am 29.06.97 zum Thema "Re: Mathematikprogramm DERIVE": Hallo Eberhard, > Da Derive keine (bzw. nur sehr eingeschraenkt) Schleifendurchgaenge > realisiert, koennte ich mir DERIVE allenfalls sinnvoll in der Mittelstufe > (und dort mit Vorteil gegenuber Maple vorstellen). Das muß ich wiederlegen. Selbst jemand, der Mathe als Leistungskurs wählt, reicht Derive aus. Ich habe damit bis jetzt alle Probleme lösen können. Selbst für eine Menge Stoff, der in der Schule nie behandelt werden wird, reicht das Programm. Da setzt der Punkt an, wo man es mit Maple oder Mathematica vieleicht etwas eleganter und leichter machen kann. > Kennt jemand die aktuellen Preise und Bezugsquellen fuer Maple bzw. Derive Ich habe neulich eine Anzeige gesehen, dort kann man Maple in der Schulversion für 89 DM beziehen. In der c't 5/97 Seite 371, Merlin Software Service GmbH Schau mal unter http://www.merlin-software.de *Alexander* Grundregel der EDV: Es gibt nur zwei unverückbare Erkentnisse im Leben: 1. Computer erleichtern das Leben. 2. Die Erde ist eine Scheibe. ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: e@isdn.uni-mannheim.de (Eberhard Endres) Date: 2 Jul 1997 20:05:10 +0200 Hallo Alexander!> >> Da Derive keine (bzw. nur sehr eingeschraenkt) Schleifendurchgaenge >> realisiert, koennte ich mir DERIVE allenfalls sinnvoll in der Mittelstufe >> (und dort mit Vorteil gegenuber Maple vorstellen). > Das muß ich wiederlegen. Selbst jemand, der Mathe als Leistungskurs wählt, > reicht Derive aus. Ich habe damit bis jetzt alle Probleme lösen können. > Selbst für eine Menge Stoff, der in der Schule nie behandelt werden wird, > reicht das Programm. Da setzt der Punkt an, wo man es mit Maple oder > Mathematica vieleicht etwas eleganter und leichter machen kann. Letzterem kann ich uneingeschraenkt zustimmen. Weiterhin denke ich auch, dass es bis jetzt noch kein ideales Computeralgebra-Werkzeug fuer den Mathematikunterricht gibt, aber Maple hat fuer mein Gefuehl einfach unschlagbare Vorteile gegenueber Derive (wobei korrekt ist, dass die meisten schulrelevanten Aufgaben auch mit DERIVE geloest werden koennen). Aber man koennte sich z.B. vorstellen, dass Programmbibliotheken speziell fuer die Schulbeduerfnisse geschaffen werden, die von den Schuelern benutzt werden koennen und spezielle Aufgabenklassen zu bearbeiten (ich weiss, solche Prozedureinbindungen kennt Derive auch, aber dort ist das Verfahren so umstaendlich wie frueher die BASIC-Versionen waren, die nur zwei Zeichen fuer Variablennamen zugelassen haben), und da kann Maple mit seiner gefaelligeren Ein-/Ausgabegestaltung Pluspunkte verzeichnen. Mit anderen Worten: In Maple sind die Programmablaeufe im Nachhinein einfach leichter reproduzierbar, dokumentierbar und variierbar als in Derive, und diese Vorteile sind fuer den Schuleinsatz sehr wichtig. Wenn man diese Vorteile akzeptiert und das Argument, dass einer Klasse nicht die Einarbeitung in zwei CA-Systeme zugemutet werden sollte, dann geht fuer mich Maple als Sieger hervor. Allerdings, in einem Punkt muss ich gestehen, dass Derive attraktiv ist: Der Preis ist fuer die Schule und fuer Schueler deutlich besser als von Maple. -- Mit freundlichem Gruss Eberhard Endres ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: ALEXANDER@admiral.berlinet.de (Alexander Eckert) Date: Thu, 03 Jul 1997 23:53:00 +0200 e@isdn.uni-mannheim.de meinte am 02.07.97 zum Thema "Re: Mathematikprogramm DERIVE": Hallo Eberhard, > Weiterhin denke ich auch, dass es bis jetzt noch kein ideales > Computeralgebra-Werkzeug fuer den Mathematikunterricht gibt, aber Maple hat Wird es vermutlich auch nie geben, da die Zielgruppe wahrscheinlich nicht attraktiv genug ist. > die von den Schuelern benutzt werden koennen und spezielle Aufgabenklassen > zu bearbeiten (ich weiss, solche Prozedureinbindungen kennt Derive auch, Für Aufgaben muß man ja immer erst mal ein passendes Modell finden. Dieses kann dann durchgerechnet werden. In der Schule wird aber auf das Finden eines passenden Modelles nicht viel Wert gelegt. (Wir haben gerade das Thema Integralrechnung, da muß ich doch bestimmt irgendeine Fläche ausrechnen.) Dort kommt es im Allgemeinen auf die Berechnung an. Nutzt man ein CA, dann rechnet man damit nur das Modell durch. Sollte sich das jemals umkehren, dann werden solche Prozedureinbindungen sinnvoll. > Wenn man diese Vorteile akzeptiert und das Argument, dass einer Klasse nicht > die Einarbeitung in zwei CA-Systeme zugemutet werden sollte, dann geht fuer > mich Maple als Sieger hervor. Sicher, Maple ist um Klassen besser als Derive, nur im Zusammenhang mit Schulmathematik kommt mir das vor wie mit Kanonen auf Spatzen schießen. *Alexander* Erkenntnis von den Architekten und Programmierern: Wenn Architekten so bauen würden, wie Programmierer ihre Programmme machen, könnte ein einziger Specht ganze Städte zerstören. ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: e@isdn.uni-mannheim.de (Eberhard Endres) Date: 5 Jul 1997 15:22:11 +0200 Hallo Alexander! >> Weiterhin denke ich auch, dass es bis jetzt noch kein ideales >> Computeralgebra-Werkzeug fuer den Mathematikunterricht gibt, aber Maple hat > Wird es vermutlich auch nie geben, da die Zielgruppe wahrscheinlich nicht > attraktiv genug ist. Na ja, der grosse Markt fuer DERIVE liegt sicherlich in der Schule, an Unis wird Derive so gut wie nicht eingsetzt (zumindest soweit ich es weiss). > Für Aufgaben muß man ja immer erst mal ein passendes Modell finden. Genau, und ich denke, das Modellieren realer Sachverhalte wird in der Schulmathematik im 21. Jhdt sicherlich eine weit groessere Rolle spielen als heute. Aber gerade da kann das CAS helfen, die Modellierung zu einer Loesung zu bringen. > Sicher, Maple ist um Klassen besser als Derive, nur im Zusammenhang mit > Schulmathematik kommt mir das vor wie mit Kanonen auf Spatzen schießen. Aber wir lernen doch nicht fuer die Schule, sondern fuer das Leben, um im Leben nach dem Abitur (Universitaet) kann man dann ja von den Kenntnissen profitieren ;-) -- Mit freundlichem Gruss Eberhard Endres ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: ALEXANDER@admiral.berlinet.de (Alexander Eckert) Date: Mon, 07 Jul 1997 00:07:00 +0200 e@isdn.uni-mannheim.de meinte am 05.07.97 zum Thema "Re: Mathematikprogramm DERIVE": Hallo Eberhard, > Genau, und ich denke, das Modellieren realer Sachverhalte wird in der > Schulmathematik im 21. Jhdt sicherlich eine weit groessere Rolle spielen als > heute. Aber gerade da kann das CAS helfen, die Modellierung zu einer Loesung Ja, aber man muß das Modell erstmal finden. Und wenn in der Schule der Schwerpunkt auf dem Rechnen mit irgendeinen Modell liegt, braucht man überhaupt kein CAS. Legt man Wert auf die Modellfindung, ist es sehr hilfreich. *Alexander* Michies Lob des Programmierens: Endlich mal eine Sprache ohne Plusquamperfekt. ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Mathematikprogramm DERIVE From: schwarzl@mars.gp.schwaben.de (Siegfried Schwarzl) Date: Sun, 06 Jul 1997 14:00:00 +0200 >> Weiterhin denke ich auch, dass es bis jetzt noch kein ideales >> Computeralgebra-Werkzeug fuer den Mathematikunterricht gibt, aber Maple hat >Wird es vermutlich auch nie geben, da die Zielgruppe wahrscheinlich nicht >attraktiv genug ist. Die momentan verfügbaren CA-Systeme kranken (mit wenigen Ausnahmen, s. u.) IMO alle an einemn Problem: um ein CA-System einsetzen zu können, muß ich mit meiner Klasse in den Computerraum rennen und die Rechner anwerfen. Das ist völlig unpraktkabel. Interessant wird die Sache IMO für den Alltagsunterricht (also nicht für Schulversuche, die es ja auch schon gibt) erst, wenn das CA genauso einfach und selbstverständlich zur Verfüging steht wie ein Taschenrechner. Die Frage, ob es dann Maple, Mathematica oder Derive sein muß, halte ich demgegenüber für ziemlich unwichtig. Mit jedem dieser Programme lassen sich mit Sicherheit alle in der Schule auftretenden Probleme lösen. Zusätzliche Möglichkeiten sind IMO eher hinderlich, aus demselben Grund, wie ich ja für den Alltagsunterricht bisher auch keinen Taschenrechner einsetze, der außer den üblichen Funktionen Ingenieurmathematik usw. beherrscht. TI geht mit seinem "Taschenrechner" TI92 bereits in diese Richtung, indem sie darauf Derive implementiert haben. Nur ist dieser Rechner IMO aus anderen Gründen unbrauchbar: zu schwer, zu schlecht lesbare, je nach Lichteinfall sogar unlesbare Anzeige, zu teuer (ca. 400,--). Wenn diese Nachteile behoben sein werden, wird jedoch nichts mehr am Einsatz solcher Rechner und entsprechender totaler Umgestaltung des Oberstufen-Mathematikunterrichts vorbeiführen. >> Wenn man diese Vorteile akzeptiert und das Argument, dass einer Klasse nicht >> die Einarbeitung in zwei CA-Systeme zugemutet werden sollte, dann geht fuer >> mich Maple als Sieger hervor. Die Frage der Leistungsfähigkeit dürfte nebensächlich sein, weil die für Schulzwecke eh bei allen Programmen gegeben sein dürfte - entscheidend wird die leichte und sofortige Verfügbarkeit sein. ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: e@isdn.uni-mannheim.de (Eberhard Endres) Date: 8 Jul 1997 21:22:22 +0200 schwarzl@mars.gp.schwaben.de (Siegfried Schwarzl) schrieb: > Die momentan verfügbaren CA-Systeme kranken (mit wenigen Ausnahmen, > s. u.) IMO alle an einemn Problem: um ein CA-System einsetzen zu > können, muß ich mit meiner Klasse in den Computerraum rennen und die > Rechner anwerfen. Das ist völlig unpraktkabel. Genau das ist im Augenblick das Problem. In Baden-Wuerttemberg laufen trotzdem an etwa zwei Dutzend Schulen Schulversuche, Mathematik mit einem CAS durchzufuehren, um fuer die (nahe) Zukunft geruestet zu sein. Ich denke, wir muessen halt jetzt schon ueber zentrale Aufgaben des Mathematikunterrichts nachdenken, um in wenigen Jahren den Lehrplan in die richtige Richtung veraender zu koennen (z.B. Analysieren von Aufgabenstellungen, Modellierung realer Sachverhalte, ... anstelle Umsetzung der Kurvendiskussion auf ein CA-System). > Interessant wird die Sache IMO für den Alltagsunterricht (also nicht > für Schulversuche, die es ja auch schon gibt) erst, wenn das CA > genauso einfach und selbstverständlich zur Verfüging steht wie ein > Taschenrechner. Ich vermute, dass so ein Kompromiss zwischen dem TI92 und einem PC mit Maple oder Derive als Zukunftsloesung zu erwarten ist (so in Richtung Notebook, das auch in anderen Faechern das Heft (teilweise) ersetzen kann, aber eine deutlich ansprechendere Bildschirmdarstellung haben muss als der TI92. > Die Frage, ob es dann Maple, Mathematica oder Derive sein muß, halte > ich demgegenüber für ziemlich unwichtig. Mit jedem dieser Programme > lassen sich mit Sicherheit alle in der Schule auftretenden Probleme > lösen. Zusätzliche Möglichkeiten sind IMO eher hinderlich, aus > demselben Grund, wie ich ja für den Alltagsunterricht bisher auch > keinen Taschenrechner einsetze, der außer den üblichen Funktionen > Ingenieurmathematik usw. beherrscht. [...] > Die Frage der Leistungsfähigkeit dürfte nebensächlich sein, weil die > für Schulzwecke eh bei allen Programmen gegeben sein dürfte - > entscheidend wird die leichte und sofortige Verfügbarkeit sein. Prinzipiell ja, aber ein wesentlicher Vorteil eines Programms wie Maple ist halt der der schon ganz guten Dokumentationsmoeglichkeit und Arbeitsblattgestaltung (natuerlich hat da MathCad eine bessere Philosophie, aber dort gibt es wieder andere Probleme). Derive halte ich im Hinblick auf mehrmalige Abarbeitung bei Variation von Parametern sowie auf Dokumentationsmoeglichkeiten im Augenblick noch fuer zu schlecht - klar ist natuerlich, dass die Rechenleistung fuer die Schule allemal ausreicht. -- Mit freundlichem Gruss Eberhard Endres ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: Andreas.Rittershofer@schwaben.de (Andreas Rittershofer) Date: Fri, 04 Jul 1997 12:36:15 GMT >Allerdings, in einem Punkt muss ich gestehen, dass Derive attraktiv ist: Der >Preis ist fuer die Schule und fuer Schueler deutlich besser als von Maple. Ja? Wie hoch ist er denn? Einzelplatz? mfg ar Andreas Rittershofer D-72555 Metzingen Germany mailto:Andreas.Rittershofer@schwaben.de http://www.dbg.rt.bw.schule.de ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: e@isdn.uni-mannheim.de (Eberhard Endres) Date: 8 Jul 1997 21:31:46 +0200 Andreas.Rittershofer@schwaben.de (Andreas Rittershofer) schrieb: > > >>Allerdings, in einem Punkt muss ich gestehen, dass Derive attraktiv ist: Der >>Preis ist fuer die Schule und fuer Schueler deutlich besser als von Maple. > > Ja? Wie hoch ist er denn? Einzelplatz? Ich hoffe, das ist der aktuelle Stand: DERIVE: Schullizenz 798,-- (fuer alle Schulrechner) Einzellizenz Lehrer 159,-- (mit Handbuch) Einzellizenz Schueler (Kopierlizenz), wenn an der Schule die Schullizenz installiert ist: unter 39,90 (ab 10 Exemplare: 34,90) MAPLE: Klassenraumlizenz ca 1600,-- (Studentenversion) Einzellizenz Lehrer/Schueler (Studentenversion) 89,-- (ohne Handbuch) bis 139,-- (inkl. Handbuch) Und mit 35 DM ist der Preis von DERIVE einfach unschlagbar gegenueber MAPLE ! -- Mit freundlichem Gruss Eberhard Endres ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: Jochen.Milchsack@math.uni-giessen.de (Jochen Milchsack) Date: Mon, 30 Jun 1997 21:26:14 GMT >Hierzu habe ich jedoch noch einige Fragen: >Kennt jemand die aktuellen Preise und Bezugsquellen fuer Maple bzw. Derive ... >.... fuer eine Schulversion (bzw. Klassenlizenz) >.... fuer eine Einzellizenz (Lehrer bzw. Schueler) >.... fuer eine Einzellizenz (Lehrer bzw. Schueler) bei vorhandener Schullizenz? Ja. ;-) bk teachware Softwarepark A-4232 Hagenberg bietet Derive für Windows/DOS als Einzellizenz für DM 398,-/198,-, als Lehrerprüfexemplar für DM159,-/89,90 an. Außerdem gibt es noch verschioedene Schullizenzen (zum Beispiel für alle Rechner der Schule DM789,- beide Versionen). Ciao, Jochen. ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: Andreas.Rittershofer@schwaben.de (Andreas Rittershofer) Date: Mon, 30 Jun 1997 22:46:01 GMT >Hierzu habe ich jedoch noch einige Fragen: >Kennt jemand die aktuellen Preise und Bezugsquellen fuer Maple bzw. Derive ... >.... fuer eine Schulversion (bzw. Klassenlizenz) >.... fuer eine Einzellizenz (Lehrer bzw. Schueler) >.... fuer eine Einzellizenz (Lehrer bzw. Schueler) bei vorhandener Schullizenz? Zu Maple: http://www.maplesoft.com Eine Einzellizenz "Student Edition" wird so etwa bei DM 200,- liegen und ist in vielen besser sortierten Buchhandlungen zu bekommen. mfg ar Andreas Rittershofer D-72555 Metzingen Germany mailto:Andreas.Rittershofer@schwaben.de http://www.dbg.rt.bw.schule.de ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: komma@oe.uni-tuebingen.de (Michael Komma) Date: Thu, 10 Jul 1997 23:58:40 GMT Andreas.Rittershofer@schwaben.de (Andreas Rittershofer) wrote: >>Hierzu habe ich jedoch noch einige Fragen: >Zu Maple: >http://www.maplesoft.com >Eine Einzellizenz "Student Edition" wird so etwa bei DM 200,- liegen >und ist in vielen besser sortierten Buchhandlungen zu bekommen. Zum Preis von Maple: Da wird sich demnächst (zumindest in Baden-Württemberg) einiges bewegen - in die richtige Richtung ;-) D.h. der Preis der *Software* ist eigentlich schon heute keine Diskussion mehr wert (für Lehrer *und Schüler*). Eine andere Frage ist die Verfügbarkeit der Hardware: Der TI92 ist heute noch billiger als ein PC, und das ist (heute noch) das einzige Argument für ein 'CAS', das in 'einen Taschenrechner (von heute) paßt'. Allerdings verfügen schon heute 'fast alle Schüler' über einen PC. Und gegenüber einem Taschenrechner hat ein PC folgende Vorteile: 1. Man bricht sich bei der Bedienung der Tasten nicht die Finger ab. 2. Man braucht keine Lupe, wenn man das Ergebnis einer Berechnung lesen will (und in der Folge auch keinen Augenarzt). 3. Man muß sich (je Taschenrechnermodell verschieden) nicht unsinnige Tastenkombinationen merken, wenn man Standard-Aktionen durchführen will. Man muß sich auch nicht mit fingerbrechenden Hilfe-Menüs zu einem Befehl quälen, den man mit einer normalen Tastatur 1-2-3 eintippen könnte. 4. Man ist auf jeder Plattform kompatibel. 5. Man ist im Internet (aber vielleicht kommt ja der Taschenrechner auch noch an's Internet). Zur Zukunft der CASe: Die Designer der CAS-Weltfirmen haben längst erkannt, daß experimentelle Mathematik keine Insellösung sein kann. Also werden die Pforten nach HTML/Java... geöffnet. Ich kenne noch keinen TIxy, auf dem das laufen würde (das liegt wohl daran, daß ich meinen 17"-Monitor einem 5cm x 5cm- Display vorziehe ;-). Daß sich der Trend noch nicht herumgesprochen hat, liegt in erster Linie daran, daß die Diskussionsteilnehmer oft nicht über die CASe verfügen, über die sie diskutieren. Es gibt aber kostenlose Demo-Versionen der Programme, und es gibt auch kostenlose Arbeitsblätter zum Experimentieren, z.B. hier: http://www.ikg.rt.bw.schule.de und hier: http://www.dbg.rt.bw.schule.de und auf vielen anderen Web-Sites.... Im Moment kommt es aber darauf an, eine vernünftige Kommunikationsplattform für alle Computer-Algebraiker einzurichten. Mehr dazu in den Sommerferien... Grüsse M. Komma ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Dr.M.Komma - Isolde-Kurz-Gymnasium Reutlingen first, they say it's impossible, then they steal your concepts, finally, they claim it was their idea to begin with. ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: Andreas.Rittershofer@schwaben.de (Andreas Rittershofer) Date: Sat, 12 Jul 1997 08:06:42 GMT >Es gibt aber kostenlose Demo-Versionen der Programme, und es gibt auch >kostenlose Arbeitsblätter zum Experimentieren, z.B. hier: >http://www.ikg.rt.bw.schule.de >und hier: >http://www.dbg.rt.bw.schule.de Vielen Dank für den freundlichen Hinweis. Und um den Komfort zu erhöhen, hier die ganz genaue URL: http://www.dbg.rt.bw.schule.de/lehrer/ritters/mathe/maple/mapind.htm mfg ar Andreas Rittershofer D-72555 Metzingen Germany mailto:Andreas.Rittershofer@schwaben.de http://www.dbg.rt.bw.schule.de ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: komma@oe.uni-tuebingen.de (Michael Komma) Date: Sat, 12 Jul 1997 20:51:08 GMT Andreas.Rittershofer@schwaben.de (Andreas Rittershofer) wrote: >>Es gibt aber kostenlose Demo-Versionen der Programme, und es gibt auch >>kostenlose Arbeitsblätter zum Experimentieren, z.B. hier: >>http://www.ikg.rt.bw.schule.de >>und hier: >>http://www.dbg.rt.bw.schule.de >Vielen Dank für den freundlichen Hinweis. Und um den Komfort zu >erhöhen, hier die ganz genaue URL: >http://www.dbg.rt.bw.schule.de/lehrer/ritters/mathe/maple/mapind.htm >mfg ar Sorry, ich hatte den ganz genauen URL gerade nicht in meinem Clipboard, als ich mich etwas impulsiv einklinkte ;-): Die Seiten von Andreas Rittershofer sind deshalb besonders empfehlenswert, weil sich hier jeder allein mit seinem Browser ein vorläufiges Bild von Maple verschaffen kann. Das wird in der Regel genügend Anreiz sein, um sich weitere Informationen zu verschaffen, z.B. bei: http://www.ikg.rt.bw.schule.de oder http://www.dbg.rt.bw.schule.de/lehrer/ritters/mathe/maple/mapind.htm (Mehr zum CAS-Trend und guten CAS-Adressen in den Sommerferien). bye mk ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Dr.M.Komma - Isolde-Kurz-Gymnasium Reutlingen first, they say it's impossible, then they steal your concepts, finally, they claim it was their idea to begin with. ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Mathematikprogramm DERIVE From: schwarzl@mars.gp.schwaben.de (Siegfried Schwarzl) Date: Tue, 15 Jul 1997 22:23:00 +0200 > PC. Und gegenüber einem Taschenrechner hat ein PC folgende Vorteile: > 1. Man bricht sich bei der Bedienung der Tasten nicht die Finger ab. > 2. Man braucht keine Lupe, wenn man das Ergebnis einer Berechnung > lesen will (und in der Folge auch keinen Augenarzt). > 3. Man muß sich (je Taschenrechnermodell verschieden) nicht unsinnige > Tastenkombinationen merken, wenn man Standard-Aktionen durchführen > will. Man muß sich auch nicht mit fingerbrechenden Hilfe-Menüs zu > einem Befehl quälen, den man mit einer normalen Tastatur 1-2-3 > eintippen könnte. Das ist alles schön und gut, aber glauben Sie wirklich, daß in absehbarer Zeit jedem Schüler ein Laptop zur Verfügung stehen wird, vor allem, nachdem soeben Taschenrechner als "Gegenstand des täglichen Bedarfs" in B.-W. aus der Lernmittelfreiheit geflogen sind ? Das Aufsuchen des Computerraums zum Zwecke der Verwendung eines CAS halte ich für den Alltagsunterricht unpraktikabel. Oder sehen Sie noch andere Lösungen ? Gruß Siegfried Schwarzl ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: komma@oe.uni-tuebingen.de (Michael Komma) Date: Wed, 16 Jul 1997 21:36:49 GMT schwarzl@mars.gp.schwaben.de (Siegfried Schwarzl) wrote: >> PC. Und gegenüber einem Taschenrechner hat ein PC folgende Vorteile: >> 1. Man bricht sich bei der Bedienung der Tasten nicht die Finger ab. >> 2. Man braucht keine Lupe, wenn man das Ergebnis einer Berechnung >> lesen will (und in der Folge auch keinen Augenarzt). >> 3. Man muß sich (je Taschenrechnermodell verschieden) nicht unsinnige >> Tastenkombinationen merken, wenn man Standard-Aktionen durchführen >> will. Man muß sich auch nicht mit fingerbrechenden Hilfe-Menüs zu >> einem Befehl quälen, den man mit einer normalen Tastatur 1-2-3 >> eintippen könnte. >Das ist alles schön und gut, aber glauben Sie wirklich, daß in >absehbarer Zeit jedem Schüler ein Laptop zur Verfügung stehen wird, >vor allem, nachdem soeben Taschenrechner als "Gegenstand des >täglichen Bedarfs" in B.-W. aus der Lernmittelfreiheit geflogen sind >? Zwei Bemerkungen vorweg: 1. Diese Diskussion sollte eigentlich nicht unter dem Subject 'Mathe-Progr. DERIVE' geführt werden. Dazu ist das Thema zu vielschichtig und auch zu wichtig. 'Modernisierung des MU' oder 'Neue Technologien im Unterricht' wäre eher angebracht. 2. Für Außenstehende mag es bisweilen aussehen, als hätten wir mit unserem Pilotprojekt (insbes. am Isolde-Kurz-Gymnasium) den Boden unter den Füssen verloren, was die Ausstattung und die Zielsetzung betrifft. Ich habe aber durchaus den gesamten Zusammenhang - bis hin zu praktikablen Lösungen im Rahmen der gegenwärtigen Bildungspolitik - im Blick. Laptops in absehbarer Zeit? Ja, ich wage mal die Prognose 5-10 Jahre. Wenn die Sache (Software und Hardware) weiter so boomt, ist das nicht nur eine Vision. Ich habe für unser Pilotprojekt die Laptops im Jan./Feb. 96 getestet. Allein in diesen zwei Monaten (und erst recht im letzten Jahr) hat sich so viel geändert, daß einem schwindelig werden könnte. Sicher darf man nicht linear nach unten extrapolieren, was die Preisentwicklung angeht: es wird etwa ein 'Sockelbetrag' von 1000.-DM stehen bleiben. Das hat 'fertigungstechnische Gründe', insbes. bei den Displays, die mit den heutigen Verfahren hergestellt werden. Auf einem anderen Blatt steht, wie man mit der Finanzierung der Lernmittel (und den Deputaten) umgeht: Zuerst eine Meldung in der Presse, wie viele Schulen nun wieder 'am Netz sind' (weil man dort einen PC für 3000.-DM hingestellt hat), dann die Ankündigung (auch auf dem Multimedia Kongress in Stuttgart), daß in Zukunft wohl einiges von den Eltern finanziert werden wird (ich möchte mich vorläufig nicht näher zu dieser 'Lernmittelfreiheit' äußern, weil ich mir mit meinen unbequemen Anmerkungen schon einige Kritik von allen Seiten eingefahren habe). Aber der (politische) Trend ist mir klar. Es gibt aber einen wichtigeren Trend als den politischen/finanziellen: Die Vernetzung und die dadurch ermöglichte 'vollständige (multimediale) Lernumgebung'. Da wird sich in den nächsten 5-10 Jahren so viel tun, daß kein Mensch mehr vom 'Taschenrechner' reden wird. Multimedia zu beliebiger Zeit an beliebigem Ort paßt einfach nicht auf eine 5cm x 5cm große Insel - die wird durch die Entwicklung glatt weggespült (falls sie sich vorübergehend für ein zwei Jahre überhaupt bildet). >Das Aufsuchen des Computerraums zum Zwecke der Verwendung eines CAS >halte ich für den Alltagsunterricht unpraktikabel. Der Alltagsunterricht wird trotz der fehlenden Investitionen von staatlicher Seite in fünf bis zehn Jahren über Netze laufen (spätestens in 10-20 Jahren, also zum Zeitpunkt meiner Pensionierung ;-). Wir praktizieren das an unserer Schule schon heute im Ansatz: Die Schüler holen sich die Aufgaben (natürlich Maple) im Netz, bearbeiten sie (natürlich auf ihrem Notebook) und stellen sie wieder ins Netz. Ich hole mir die Produkte auf meinen Home-PC, korrigiere und stelle die Korrekturen wieder ins Netz (LAN oder Internet). Der Computerraum wird nur selten besucht, das läuft im Prinzip morgen alles über die PCs zu Hause (die ja in zunehmender Zahl vorhanden sind). Also: der CAS-Unterricht findet im Netz statt, ergänzt durch einen ganz traditionellen MU an der Tafel zur Besprechung und Planung. Überhaupt rückt bei dem Unterricht von morgen die Planung (Logistik / Workflow) sehr stark in den Vordergrund. Stichwort: Dokumentenmanagement. Da tun sich ganz andere Dimensionen auf (für uns alle in 5-10 Jahren), als die Überlegung, ob man nun einen TI92 nehmen soll oder nicht. Da muß man sich mit Datenbanken auseinandersetzen und möglichst weit vorausdenken (vorausschauen). Deshalb noch einmal die Anmerkung, daß Waterloo Software das tut: Die Öffnung nach HTML ist ein entscheidender Schritt in die richtige Richtung bei den CASen (der ja mit HTML als solcher schon getan wurde). >Oder sehen Sie noch andere Lösungen ? Da gibt es eine breite Palette: Man kann CASe 'vollständig gekapselt' einsetzen, d.h. der Anwender merkt garnicht, daß er mit einem CAS arbeitet, wenn er Simulationen oder einfach nur Demonstrationen einsetzt. Dann kann man die Kapselung etwas öffnen und im erlauben, ein paar Zahlen einzugeben. Dann kann man ihm erlauben, ein paar Befehle einzugeben, dann kann man ihn zu interaktiver Arbeit mit einem CAS anleiten .... schließlich kann er sein eigenes (Maple-) Worksheet schreiben. Dann kann er mit anderen im Netz über seine Arbeit mit dem CAS kommunizieren und so wirklich Mathematik lernen... Aber diese breite Palette steht einem eben nur zur Verfügung, wenn man ein ausgewachsenes CAS hat, das von einer auf dem Markt führenden Firma ständig weiterentwickelt wird. Ich habe aber wie gesagt den Boden nicht unter den Füßen verloren und nenne Ihnen deshalb die hauptsächlichen Hindernisse für den Einsatz eines CAS im Computerraum: Der Lehrplan und die Abi-Aufgaben (der eigentliche Lehrplan). So lange diese beiden darauf ausgerichtet sind unsere Schüler wie 'Laborratten auf Fertigkeiten zu trainieren' (Zitat aus einem ZEIT-Artikel), können wir CAS an der Schule vergessen. Wenn wir dem Schüler im Computerraum (oder auf dem TI) ein Worksheet zeigen, das die von ihm am Abitur verlangte Dressur automatisiert vorführt (mehr oder weniger gekapselt), ist das kontraproduktiv. Denn er versteht dann zwar eher, was Mathematik ist (wenn das Worksheet gut ist), aber am Abitur wird er nicht danach gefragt - es fehlt ihm die Fertigkeit (der Maschine). CASe wurden als Vorstufe der KI für experimentelle Mathematik entwickelt. Man kann mit ihnen Probleme lösen. Aber man kann mit CAS nicht (oder nur bedingt) lernen, wie man eine Alltags-Abi-Aufgabe löst. Und hier liegt das eigentliche Problem: Die Didaktiker, die Lehrplankommissionen und erst recht die Politiker sind bis heute nicht in der Lage, der rapiden Entwicklung zu folgen. Und damit auch wirklich genug Leute auf mich schimpfen können, füge ich noch hinzu: die meisten Lehrer wehren sich (noch) gegen diese Entwicklung (auch an den Universitäten). Trotz allem, was ich in den letzten Jahren durchgemacht habe, sehe ich immer noch zwei Lösungen: 1. Eigentlich müssen wir nur warten. 2. Es schadet aber nichts, wenn wir hin und wieder unsere Meinung sagen. Grüsse M. Komma ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Dr.M.Komma - Isolde-Kurz-Gymnasium Reutlingen first, they say it's impossible, then they steal your concepts, finally, they claim it was their idea to begin with. ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: e@e.isdn.uni-mannheim.de (Eberhard Endres) Date: 18 Jul 1997 20:16:23 +0200 Hallo Herr Komma, schoen, auch auf diesem Wege von Ihnen zu hoeren! Einige Saetze moechte ich allerdings gerne aus meiner Sicht kommentieren! > 2. Für Außenstehende mag es bisweilen aussehen, als hätten wir mit > unserem Pilotprojekt (insbes. am Isolde-Kurz-Gymnasium) den Boden > unter den Füssen verloren, was die Ausstattung und die Zielsetzung > betrifft. Wir sind uns allerdings sicherlich einig, dass das Land, der Schultraeger oder wer auch immer nicht jeder Schule eine derartige Ausstattung finanzieren kann wie den besagten Versuchsschulen. Insofern ist es *fuer die Versuchsschulen* legitim, auch bis zu einem gewissen Grad "den Boden unter den Fuessen" zu verlieren, um mit dieser optimalen Ausstattung das Machbare auszuloten. Wo jedoch die Grenze des Sinnvollen liegt, ist noch von keiner Seite definiert worden (und ist derzeit wohl auch nicht festlegbar). > Ich habe aber durchaus den gesamten Zusammenhang - bis hin zu > praktikablen Lösungen im Rahmen der gegenwärtigen Bildungspolitik - im > Blick. Als praktikable Loesung sehe ich allerdings nur eine allgemein finanzierbare Loesung, und da ist - leider - das Laptop-Konzept noch sehr weit davon entfernt. > Wenn die Sache (Software und Hardware) weiter so boomt, ist das nicht > nur eine Vision. Ich habe für unser Pilotprojekt die Laptops im > Jan./Feb. 96 getestet. Allein in diesen zwei Monaten (und erst recht > im letzten Jahr) hat sich so viel geändert, daß einem schwindelig > werden könnte. Sicher darf man nicht linear nach unten extrapolieren, > was die Preisentwicklung angeht: es wird etwa ein 'Sockelbetrag' von > 1000.-DM stehen bleiben. Das hat 'fertigungstechnische Gründe', > insbes. bei den Displays, die mit den heutigen Verfahren hergestellt > werden. Ich sehe diese Prognose aehnlich. Aber 1000 DM oder mehr sind trotzdem noch ein nahezu unfinanzierbarer Posten fuer das Land bzw. die Kommunen. Dieser Preis gelangt allerhoechstens dann in ertraegliche Dimensionen, wenn der Laptop nicht nur in Mathematik, sondern in vielen anderen Faechern auch eingesetzt wird (Referate, Projektausarbeitungen, Dokumentationen, Informationsrecherche, Sprachen-Kommunikation, Buchersatz (?)...). Wenn der Laptop zu einem Multi-Faecher-Medium wird, dann kann man auch ueber ein 1000 DM-Geraet nachdenken. > Die Vernetzung und die dadurch ermöglichte 'vollständige > (multimediale) Lernumgebung'. Da wird sich in den nächsten 5-10 Jahren > so viel tun, daß kein Mensch mehr vom 'Taschenrechner' reden wird. > Multimedia zu beliebiger Zeit an beliebigem Ort paßt einfach nicht auf > eine 5cm x 5cm große Insel - die wird durch die Entwicklung glatt > weggespült (falls sie sich vorübergehend für ein zwei Jahre überhaupt > bildet). Diese Geschwindigkeit sehe ich allerdings nicht! Denken Sie doch nur einmal an die Fristen fuer die GO (Gymnasiale Oberstufe): Eine Verfahrensaenderung, die im Jahre 0 veroeffentlicht (gar nicht zu reden von der "Reifezeit" der Ueberlegungen) wird, kann fruehestens im Jahre 4 fuer das Abitur relevant werden (Durchlaufzeit der Schueler der Klasse 10 bis zum Abitur). Wir werden also sicherlich in 5 Jahren noch den Taschenrechner wie gehabt im Abitur einsetzen (von Schulversuchen abgesehen!). Und angesichts der knappen Finanzen der oeffentlichen Hand wage ich die Prognose, dass es innerhalb von 10 Jahren sicherlich kein (einheitliches) Abitur mit einem CAS geben wird. Allerdings denke ich auch, dass das CAS sich in 10 Jahren schon sehr deutlich an den Schulen etabliert haben wird - aber ob das die multimediale Lernumgebung sein wird, das glaube ich nicht so recht! > Der Alltagsunterricht wird trotz der fehlenden Investitionen von > staatlicher Seite in fünf bis zehn Jahren über Netze laufen > (spätestens in 10-20 Jahren, also zum Zeitpunkt meiner Pensionierung > ;-). Wir praktizieren das an unserer Schule schon heute im Ansatz: Die > Schüler holen sich die Aufgaben (natürlich Maple) im Netz, bearbeiten > sie (natürlich auf ihrem Notebook) und stellen sie wieder ins Netz. > Ich hole mir die Produkte auf meinen Home-PC, korrigiere und stelle > die Korrekturen wieder ins Netz (LAN oder Internet). Der Computerraum > wird nur selten besucht, das läuft im Prinzip morgen alles über die > PCs zu Hause (die ja in zunehmender Zahl vorhanden sind). Also: der > CAS-Unterricht findet im Netz statt, ergänzt durch einen ganz > traditionellen MU an der Tafel zur Besprechung und Planung. Überhaupt > rückt bei dem Unterricht von morgen die Planung (Logistik / Workflow) > sehr stark in den Vordergrund. Stichwort: Dokumentenmanagement. Da tun > sich ganz andere Dimensionen auf (für uns alle in 5-10 Jahren), als > die Überlegung, ob man nun einen TI92 nehmen soll oder nicht. Da muß > man sich mit Datenbanken auseinandersetzen und möglichst weit > vorausdenken (vorausschauen). Deshalb noch einmal die Anmerkung, daß > Waterloo Software das tut: Die Öffnung nach HTML ist ein > entscheidender Schritt in die richtige Richtung bei den CASen (der ja > mit HTML als solcher schon getan wurde). (Verzeihen Sie die umfangreiche Quotierung, sie ist mir aber wichtig!) Ich sehe auch, dass Maple derzeit die zukunftsoffenste CAS-Loesung anbietet, aber Ihre Aeusserungen wecken in mir - bei aller Offenheit gegenueber Ihrer Zukuntsvision - ein deutliches Unbehagen: Familiaere Situationen werden heutzutage durch eine wachsende Anonymitaet gepraegt, ein Nebeneinander und auf sich selbst konzentriertes Agieren ohne intensive Kommunikation. Ich denke - sehr vereinfachend ausgedrueckt - dass dieser "Zeitgeist" zu einem Teil durch die neuen Medien, angefangen beim Fernsehen, gefoerdert wird. Karrikierend taucht da bei mir die Vision auf, dass in Zukunft die Schueler durch die Medienlandschaft dressiert werden, kommunizierend mit einem Computerprogramm, abgerichtet auf Informations-Empfang, dass die Schueler nur noch nach ihren Leistungen, computergesteuert und -ausgewertet, statistisch permanent verfolgt, gemessen, und belegt, bewertet werden und eine menschliche Kommuniaktion weder erforderlich noch aus Kostengruenden erwuenscht ist. Ich denke, wir sind uns einig, dass diese Vision nicht Realitaet werden darf! Wir MUESSEN uns um geeignete Zwischenwege bemuehen, die menschliche Komponente des Unterrichts halte ich in der multimedialen Zeit fuer wichtiger denn je! Meine Forderung ist deshalb, den Lehrer nicht durch Multimedia-Computer zu ersetzen, sondern allenfalls den Unterricht durch dieselben zu ergaenzen. Und speziell der Mathematikunterricht! Wie wollen Sie dem Schueler Problemloesen vermitteln? Wie Spannung und Neugierde durch reizvoll dargebotene, mit persoenlicher Empathe erzaehlte Aufgaben? Ich behaupte, nur durch menschliche Interaktion kann man einigermassen sicher sein, dass der Problemloeseprozess in Gang kommt. Sicher gibt es schon sehr gute, ausgefeilte Lernprogramme, aber der menschliche Kommunikationspartner hat doch sicherlich eine vielfach groessere Reaktionspalette als das beste Computerprogramm. Und was macht ein Multiple-Choice-Multimediaprogramm denn anderes als eine Dressur der Schueler ??? Dennoch: Das CAS, quasi als verbesserter Taschenrechner und wohl auch als Dokumentationsinstrument (deshalb bevorzuge ich Maple) sollte seinen Platz in der Mathematik finden, die multimediale Lernumgebung hat mich allerdings im Hinblick auf die Schueler bei weitem noch nicht ueberzeugt. > Aber diese breite Palette steht einem eben nur zur Verfügung, wenn man > ein ausgewachsenes CAS hat, das von einer auf dem Markt führenden > Firma ständig weiterentwickelt wird. .... und zu vernuenftigem Preis (wie etwa DERIVE) angeboten wird. > Ich habe aber wie gesagt den Boden nicht unter den Füßen verloren und > nenne Ihnen deshalb die hauptsächlichen Hindernisse für den Einsatz > eines CAS im Computerraum: Der Lehrplan und die Abi-Aufgaben (der > eigentliche Lehrplan). So lange diese beiden darauf ausgerichtet sind > unsere Schüler wie 'Laborratten auf Fertigkeiten zu trainieren' (Zitat > aus einem Z~EIT-Artikel), können wir CAS an der Schule vergessen. Einspruch! Ich nehme Bezug auf die Leistungskurs-Aufgaben Mathematik in Baden-Wuerttember. Es ist richtig, dass der a-Teil i.d.R mit Routineaufgaben beginnt. Hier wird in praktisch allen Faellen eine Kurvendiskussion verlangt (die von einem CAS im Handumdrehen geloest wird). Genau diese Aufgabenteile geben einem schlechten Schueler aber einerseits die Chance, einige Punkte zu machen, andererseits erhoehen sie das Vertrauen und die Sicherheit, wenn der Schueler Routineaufgaben bekommt. Bereits der b-Teil beginnt, von dem Schueler einen entsprechenden Transfer zu verlangen. Gerade die offenen Fragestellungen, die seit 1997 vermehrt einfliessen, werden allmaehlich wegfuehren von den Standardaufgaben. Nebenbei bemerkt: Trotz Taschenrechner verlangen wir heutzutage noch von den Schuelern Kopfrechenfertigkeiten (zu Recht natuerlich!), obwohl das doch ein Taschenrechner elegant uebernehmen koennte und sicherlich in praktisch jedem Haushalt ein Taschenrechner zu finden ist. Ich denke, auch in Zukunft wird man von den Schuelern Grundelemente der Kurvendiskussion (von Hand durch den Schueler realisiert) verlangen muessen! Eine Forderung an den zukuenftigen Mathematikunterricht wird also nach wie vor sein, dass diejenigen Taetigkeiten, die der Taschenrechner (bzw. CAS) abnimmt, *prinzipiell* auch von Schuelern von Hand bearbeibar sein muessen. Ansonsten dressieren wir die Schueler naemlich auch auf eine computerorientierte Weise! > Und hier liegt das eigentliche Problem: > Die Didaktiker, die Lehrplankommissionen und erst recht die Politiker > sind bis heute nicht in der Lage, der rapiden Entwicklung zu folgen. Ich bin zwar nicht in einer Lehrplankommission und auch kein Politiker, aber ich denke, dass die Lehrplaene immer nur die gegebene Situation aufgreifen koennen, und heutzutage gibt es halt noch nicht die multimediale Lernumgebung. Es hat doch keinen Sinn, einen Lehrplan zu erstellen, der CA-bearbeitete Projekte vorschreibt, wenn kaum eine Schule die Moeglichkeiten hat, die Umgebung hierfuer bereitzustellen. > Und damit auch wirklich genug Leute auf mich schimpfen können, füge > ich noch hinzu: die meisten Lehrer wehren sich (noch) gegen diese > Entwicklung (auch an den Universitäten). Schimpfen moechte ich nun wirklich nicht! Aber manchmal ist eine Zurueckhaltung gegenueber zu rapiden Entwicklungen vielleicht der ganzen Sache dienlich. Man kann auch nicht jedem Lehrer einen zeitlichen und finanziellen Einsatz zumuten, wie Sie ihn aufbringen. Der "Standardlehrer" hat einfach 24 Stunden Unterricht vorzubereiten, zu halten und nachzubereiten mit unzaehligen Begleiterscheinungen. Wir koennen nicht erwarten, dass alle jubeln, wenn Ihnen hunderte wenn nicht sogar tausende von Einarbeitungsstunden verordnet werden und dies ohne die Gewaehr, damit einer sinnvollen menschlichen multimedialen Lernumgebung zuzusteuern. > immer noch zwei Lösungen: > 1. Eigentlich müssen wir nur warten. > 2. Es schadet aber nichts, wenn wir hin und wieder unsere Meinung > sagen. Ersteres, ohne den Kopf in den Sand zu stecken, jedoch die Entwicklungen gezielt beobachtend und durchaus Schulversuche wagend, um in der Sache voranzukommen, letzteres habe ich hiermit getan! Mit freundlichem Gruss Eberhard Endres -- Mit freundlichem Gruss Eberhard Endres ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: komma@oe.uni-tuebingen.de (Michael Komma) Date: Sun, 20 Jul 1997 00:07:28 GMT e@e.isdn.uni-mannheim.de (Eberhard Endres) wrote: >Hallo Herr Komma, >schoen, auch auf diesem Wege von Ihnen zu hoeren! Ganz meinerseits!! Und am liebsten wäre es mir jetzt, wenn wir gemütlich in *einem* Zimmer säßen und uns das verregnete Wochenende mit einer angenehmen Diskussion zu einem wichtigen Thema etwas aufhellen könnten. >Wir sind uns allerdings sicherlich einig, dass das Land, der Schultraeger >oder wer auch immer nicht jeder Schule eine derartige Ausstattung >finanzieren kann wie den besagten Versuchsschulen. Ja. >Insofern ist es *fuer die Versuchsschulen* legitim, >auch bis zu einem gewissen Grad "den Boden unter den Fuessen" zu verlieren, >um mit dieser optimalen Ausstattung das Machbare auszuloten. Richtig: Die Ideen für morgen müssen wir heute haben. > Wo jedoch die >Grenze des Sinnvollen liegt, ist noch von keiner Seite definiert worden (und >ist derzeit wohl auch nicht festlegbar). Die Grenze des Sinnvollen *definieren* zu wollen überlasse ich den Philosophen - sobald sie definiert haben, was das Sinnvolle ist. Wenn sie sich dazu aber so viel Zeit lassen, wie man das von Philosophen kennt, wird durch das dann Machbare ihre Definition überholt sein ;-). Im Ernst: Sie sprechen ja oben selbst vom 'Ausloten des Machbaren'. Natürlich loten wir parallel dazu zwangsläufig auch das Sinvolle aus - auch wenn sich das nicht so einfach (oder garnicht?) objektivieren läßt. Außerdem wird es spätestens zu Beginn des nächsten Schuljahres ausführliche Berichte geben (die dann jeder interpretieren kann). >Als praktikable Loesung sehe ich allerdings nur eine allgemein finanzierbare >Loesung, und da ist - leider - das Laptop-Konzept noch sehr weit davon >entfernt. Wie gesagt: Man sollte das eigentlich nicht unter dem Subject 'Mathe-Programm' diskutieren - dazu ist das Problem zu vielschichtig. Z.B. 'praktikable Lösung': Wir brauchen durch die rapide Entwicklung der neuen Technologien dringend Lösungsstrategien auf *allen* Ebenen. Von der Finanzierung der Ausstattung über das Dokumentenmanagement, die Fortbildung der Lehrer bis hin zum 'pädagogisch sinnvollen' Einsatz. Das läßt sich nicht auf die Frage 'Derive oder Maple?' einengen, auch nicht auf die Frage 'Taschenrechner, Laptop oder PC?' Bei einer 'praktikablen Lösung' denke ich eher an eine Konzeption, die es uns an den Schulen erlaubt, in den nächsten 5-10 Jahren den Anschluß an die Entwicklung außerhalb der Schule wieder halbwegs herzustellen. >> Wenn die Sache (Software und Hardware) weiter so boomt, ist das nicht >> nur eine Vision. >Ich sehe diese Prognose aehnlich. Aber 1000 DM oder mehr sind trotzdem noch >ein nahezu unfinanzierbarer Posten fuer das Land bzw. die Kommunen. Dieser Ich halte es übrigens auch für eine 'praktikable Lösung', wenn man dann so konsequent ist und sagt: 'Wir (Schulträger, Bildungspolitik) können das nicht finanzieren. Wer weiterhin eine öffentliche Schule besucht, kann nicht zeitgemäß ausgebildet werden'. Ich sage das mit einem gewissen Zynismus, weil das ja schon heute *Praxis ist*: Die Zahl der Schüler, die sich außerhalb der Schule selbst ausbilden (und hoffentlich auch bilden), wächst stetig und es gibt immer mehr Eltern, die ihre Kinder in 'Computerkurse für Kids' schicken - zu horrenden Preisen. >Preis gelangt allerhoechstens dann in ertraegliche Dimensionen, wenn der >Laptop nicht nur in Mathematik, sondern in vielen anderen Faechern auch >eingesetzt wird (Referate, Projektausarbeitungen, Dokumentationen, >Informationsrecherche, Sprachen-Kommunikation, Buchersatz (?)...). Wenn >der Laptop zu einem Multi-Faecher-Medium wird, dann kann man auch ueber >ein 1000 DM-Geraet nachdenken. Wird bei uns gemacht. Und der Laptop-Einsatz war auch letzten Endes nur so zu rechfertigen: Der Computer als tragendes Medium im Unterricht (dazu gehört viel - nicht nur das Abspielen von CDs - dazu gehört vor allem Managment, Logistik und Organisation). Um das zu verdeutlichen, haben wir ein öffentlich zugängliches 'Virtuelles Klassenzimmer' eingerichtet, das von Schülern (!) betrieben wird (Adresse: siehe einer der vorangehenden Beiträge). >> Die Vernetzung und die dadurch ermöglichte 'vollständige >> (multimediale) Lernumgebung'. Da wird sich in den nächsten 5-10 Jahren >> so viel tun, daß kein Mensch mehr vom 'Taschenrechner' reden wird. >> .... >Diese Geschwindigkeit sehe ich allerdings nicht! Denken Sie doch nur einmal >.... O.K. Meine 'Prognose' ist vielleicht eher eine Vision. Aber hinter dieser Vision steht eine Überlegung (Argumentation?), die ich schon oben angedeutet habe: 10 Jahre sind eine lange Zeit, wenn Sie nur an die Entwicklung der Vernetzung in den letzten drei Jahren denken. Diese Entwicklung wird sicher in ständig steigendem Tempo weitergehen. Wenn die (juristischen/politischen) Vorgaben (Fristen, Verfahren) dem nicht Rechnung tragen, kommt es eben zum Zusammenbruch des öffentlichen Bildungswesens und es werden nur noch diejenigen eine Chance im Beruf haben, die mit Billsoft gelernt haben. Die Weichen werden (wurden!) ja schon gestellt. >> Der Alltagsunterricht wird trotz der fehlenden Investitionen von >> staatlicher Seite in fünf bis zehn Jahren über Netze laufen >> (spätestens in 10-20 Jahren, also zum Zeitpunkt meiner Pensionierung >> ;-). Wir praktizieren das an unserer Schule schon heute im Ansatz: Die >>........ >(Verzeihen Sie die umfangreiche Quotierung, sie ist mir aber wichtig!) >Ich sehe auch, dass Maple derzeit die zukunftsoffenste CAS-Loesung anbietet, >aber Ihre Aeusserungen wecken in mir - bei aller Offenheit gegenueber Ihrer >Zukuntsvision - ein deutliches Unbehagen: Bei mir wecken die Fakten (s.o.) ein deutliches Unbehagen. >Familiaere Situationen werden heutzutage durch eine wachsende Anonymitaet >gepraegt, ein Nebeneinander und auf sich selbst konzentriertes Agieren ohne >intensive Kommunikation. Ich denke - sehr vereinfachend ausgedrueckt - dass >dieser "Zeitgeist" zu einem Teil durch die neuen Medien, angefangen beim >Fernsehen, gefoerdert wird. Karrikierend taucht da bei mir die Vision auf, >dass in Zukunft die Schueler durch die Medienlandschaft dressiert werden, >kommunizierend mit einem Computerprogramm, abgerichtet auf Informations-Empfang, >dass die Schueler nur noch nach ihren Leistungen, computergesteuert >und -ausgewertet, statistisch permanent verfolgt, gemessen, und belegt, >bewertet werden und eine menschliche Kommuniaktion weder erforderlich noch >aus Kostengruenden erwuenscht ist. Sie haben sicher mit Ihren Bedenken recht: Jedes Werkzeug kann mißbraucht werden - und jetzt müßte man eigentlich einen neuen Thread über 'Den Fluch und den Segen der Technik' anfangen (der sich übrigens mindestens bis in die Steinzeit zurückverfolgen ließe). Der Fluch der Technik besteht übrigens auch darin, daß wir jetzt nicht in *einem* Zimmer sitzen und über das Thema diskutieren, sondern die Technik verwenden, um über die Technik zu diskutieren. Aber ich kann Sie *wirklich* beruhigen: Wir haben im letzten Jahr in unserem virtuellen Klassenzimmer nur positive Erfahrungen gemacht, was den Einsatz des Mediums Computer angeht. Insbesondere konnte ich zu meiner großen Freude feststellen, daß wir eine gesunde Jugend haben. Die merken ganz von selbst, wenn ihnen die Kisten auf den Wecker gehen und bleiben auch mit ihren Laptops und im Netz 'ganz normale Menschen'. Keine Spur von Anonymität! Die ganze Klasse hat sich nach Auskunft aller Kollegen, die in der Klasse unterrichten, ausgesprochen positiv entwickelt. Warum? Sie sind alle hochmotiviert bei der Sache. Aber viel wichtiger ist, daß sie gelernt haben, selbständig zu arbeiten und Teams zu bilden. Die Jugendlichen haben da kein Problem, die sehen (endlich) eine lohnende Aufgabe. Ob das nun im laufenden Unterricht ist, in dem sie Gruppen bilden und ihre Laptops zusammenschalten und über (mathematische) Aufgaben diskutieren, oder ob das zu Hause ist wo sie sich (seit sie die Laptops haben) häufiger treffen als früher (und mir dann E-Mails schicken, wenn sie eine Frage haben oder einfach einen Gruß los werden wollen), oder ob das im Internet ist, wo sie endlich ihre Anonymität los werden und Maple-Arbeitsblätter posten und darüber mit Partnern aus aller Welt diskutieren. Sogar die Leseratten, die sich früher mit ihrem Buch tagelang in den hintersten Winkel verzogen hatten, haben gemerkt, daß sie in ihrer anonymen Bücherwelt nur passiv leben und beginnen nun aktiv zu schreiben - auf ihren Laptops und demnächst im Internet. >Ich denke, wir sind uns einig, dass diese Vision nicht Realitaet werden >darf! Wir MUESSEN uns um geeignete Zwischenwege bemuehen, die menschliche >Komponente des Unterrichts halte ich in der multimedialen Zeit fuer >wichtiger denn je! Meine Forderung ist deshalb, den Lehrer nicht durch >Multimedia-Computer zu ersetzen, sondern allenfalls den Unterricht durch >dieselben zu ergaenzen. Sie gehen von der falschen Voraussetzung aus, daß der Einsatz von Maschinen den Menschen zwangsläufig 'maschinisiert'. Sie haben aber Recht, wenn Sie darauf hinweisen, daß man da einiges falsch machen kann, wenn man als Lehrer maschinengläubig ist. Hier sollte man übrigens auf die Studien zu 'Teleworking' eingehen. Da hat man am Anfang (in blauäugiger Maschinen-Euphorie) auch einiges falsch gemacht, indem man den Arbeitsplatz zu 100% in das 'traute Heim' verlegt hat. Dabei hätte jeder 'normale Mensch' auf Anhieb wissen können, was nun 'wissenschaftliche Untersuchungen' zu Tage gefördert haben: Der Mensch braucht den Kontakt zum Mensch, wenn er Mensch bleiben will. Aber an den Schulen sehe ich diese Gefahr nicht, insbes. wenn ich in unserer Schule (mit 1100 Schülern) versuche, in der großen Pause etwas zum Essen zu bekommen ;-). >Und speziell der Mathematikunterricht! Wie wollen Sie dem Schueler >Problemloesen vermitteln? Ich gebe ihm eine offene Fragestellung, z.B.: 'Kurvenfit' oder 'Krümmungskreis' oder 'Richtuingsfeld' und wenn er gut ist auch 'Komplexe Zahlen'. Dann geht er zunächst in die Bibliothek und sucht. Dann geht er ins Internet und sucht. Dann nimmt er sein Laptop mit dem CAS und sucht und beginnt einzugrenzen und zu lösen. Dann kommt er zu mir (oder schreibt mir eine E-Mail), wenn er nicht weiterkommt. Dann gebe ich ihm gerade so viel Tips, daß er weitersuchen und weiter lösen kann. Wenn er eine Zwischenlösung hat, dann versuche ich, ihm klar zu machen, mit welcher Methode er sie gefunden hat. Beim nächsten Durchgang ist sein Methodenbewußtsein auch ohne mein Zutun schon etwas ausgeprägter, u.s.w. > Wie Spannung und Neugierde durch reizvoll >dargebotene, mit persoenlicher Empathe erzaehlte Aufgaben? Die Spannung und Neugierde liegt in der Eigendynamik bei der Arbeit mit einem CAS (falls das Display groß genug ist - Entschuldigung :-). Falls das je nicht ausreichen sollte, greife sogar ich zur menschlichen Interaktion: >Ich behaupte, nur durch menschliche Interaktion >kann man einigermassen sicher sein, dass der Problemloeseprozess in Gang >kommt. Sicher gibt es schon sehr gute, ausgefeilte Lernprogramme, aber der Nein! Der Problemlöseprozess kommt durch Motivation zustande. >menschliche Kommunikationspartner hat doch sicherlich eine vielfach >groessere Reaktionspalette als das beste Computerprogramm. Sie setzen immer voraus, daß der Schüler einen Lehrer braucht, oder ein Programm, das ihn 'führt'. Das hat mit Problemlösen nicht viel zu tun: Der Schüler hat auch einen eigenen Kopf und dort löst *er* das Problem. >Und was macht ein Multiple-Choice-Multimediaprogramm denn anderes als eine >Dressur der Schueler ??? Von einem Multiple-Choice-Multimediaprogramm habe ich nie gesprochen. Bitte stecken Sie mich nicht in eine Schublade mit diesen Aposteln, die den Unterricht *komplett* computergesteuert abwickeln wollen. Hier muß man peinlich genau unterscheiden wozu und in welchem Umfang der Computer eingesetzt wird: 1. Training von Fertigkeiten: Nach wie vor notwendig. Wenn ich meine Fingerübungen nicht beherrsche, sollte ich die Finger von einer Mozart-Sonate lassen. 2. Einsatz des Computers beim Training von Fertigkeiten: Ja, das ist eine Art Dressur, die der Computer dem Lehrer abnehmen kann. Denn mit dem Computer kann der Schüler den Lernerfolg auch ohne Lehrer selbst sehen und selbstbestimmt lernen. 3. Computer zum Problemlösen: Setzt die Fähigkeit voraus, mit dem Computer (und dem CAS) umgehen zu können. 4. Computer zur Kommunikation: Ermöglicht das Lernen in ungeahntem Ausmaß. Schüler werden zu Lehrern und Lehrer zu Schülern. 5. Computer zur Steuerung von Arbeitsabläufen: In der Industrie und Wirtschaft längst selbstverständlich, gerade auch in der Aus- und Weiterbildung. 6.... 7.... ... >Dennoch: Das CAS, quasi als verbesserter Taschenrechner und wohl auch als >Dokumentationsinstrument (deshalb bevorzuge ich Maple) sollte seinen Platz >in der Mathematik finden, die multimediale Lernumgebung hat mich allerdings >im Hinblick auf die Schueler bei weitem noch nicht ueberzeugt. Ich hasse selbst solche Schlagwörter wie 'multimediale Lernumgebung' aber ich verwende sie, wenn ich andeuten will, was ich oben unter 1. - 7. erwähnt habe: Der Computer etabliert sich als Medium. Er *hat* sich etabliert. >> Aber diese breite Palette steht einem eben nur zur Verfügung, wenn man >> ein ausgewachsenes CAS hat, das von einer auf dem Markt führenden >> Firma ständig weiterentwickelt wird. >.... und zu vernuenftigem Preis (wie etwa DERIVE) angeboten wird. Die Preise werden sich angleichen ;-) >> Ich habe aber wie gesagt den Boden nicht unter den Füßen verloren und >> nenne Ihnen deshalb die hauptsächlichen Hindernisse für den Einsatz >> ....... >Einspruch! >Ich nehme Bezug auf die Leistungskurs-Aufgaben Mathematik in >Baden-Wuerttember. >Es ist richtig, dass der a-Teil i.d.R mit Routineaufgaben beginnt. Hier wird >in praktisch allen Faellen eine Kurvendiskussion verlangt (die von einem CAS >im Handumdrehen geloest wird). Genau diese Aufgabenteile geben einem >schlechten Schueler aber einerseits die Chance, einige Punkte zu machen, >andererseits erhoehen sie das Vertrauen und die Sicherheit, wenn der >Schueler Routineaufgaben bekommt. Ja, ja - der berühmte a-Teil für den schlechten Schüler. Wir sollten noch einen Thread anfangen, z.B.: 'Inwieweit muß sich die gymnasiale Bildung am schlechtesten Schülern orientieren?' >Bereits der b-Teil beginnt, von dem >Schueler einen entsprechenden Transfer zu verlangen. Gerade die offenen >Fragestellungen, die seit 1997 vermehrt einfliessen, werden allmaehlich >wegfuehren von den Standardaufgaben. Allmählich! >Nebenbei bemerkt: Trotz Taschenrechner verlangen wir heutzutage noch von den >Schuelern Kopfrechenfertigkeiten (zu Recht natuerlich!), obwohl das doch ein >Taschenrechner elegant uebernehmen koennte und sicherlich in praktisch jedem >Haushalt ein Taschenrechner zu finden ist. Ich denke, auch in Zukunft wird >man von den Schuelern Grundelemente der Kurvendiskussion (von Hand durch den >Schueler realisiert) verlangen muessen! In unserem 'Elektronischen Mathematikbuch' gibt es ein Arbeitsblatt mit dem Titel 'Wer kontrolliert den Kontrolleur'. Damit ist gemeint, daß der Benutzer eines CAS zu jedem Zeitpunkt in der Lage sein muß, das vom Computer gelieferte Ergebnis zumindest auf seine Plausibilität hin überprüfen zu können (ich bin Physiker und liebe solche Kontrollen ;-). Sie haben völlig recht. Wenn ich als Prüfungsvorsitzender schon einmal eine Frage bei einem mündlichen Abitur stelle, dann ist das meistens: 'Skizzieren Sie doch bitte einmal die Kurve zu folgendem Term...' Und in 99% der Fälle können unsere Abiturienten das nicht. Das liegt aber wohl nicht daran, daß sie mit CAS unterrichtet wurden. Ich bin einigermaßen stolz darauf, daß meine Elftklässler (mit Maple unterrichtet) das nun einigermaßen hinbekommen. Warum? Weil sie beginnen, das Wechselspiel von Kopf und Maschine *prinzipiell* zu beherrschen: >Eine Forderung an den zukuenftigen >Mathematikunterricht wird also nach wie vor sein, dass diejenigen >Taetigkeiten, die der Taschenrechner (bzw. CAS) abnimmt, *prinzipiell* auch >von Schuelern von Hand bearbeibar sein muessen. Ansonsten dressieren wir die >Schueler naemlich auch auf eine computerorientierte Weise! Man kann wie gesagt den Computer wie jedes andere Werkzeug auch falsch einsetzen: >> Und hier liegt das eigentliche Problem: >> Die Didaktiker, die Lehrplankommissionen und erst recht die Politiker >> sind bis heute nicht in der Lage, der rapiden Entwicklung zu folgen. >Ich bin zwar nicht in einer Lehrplankommission und auch kein Politiker, >aber ich denke, dass die >Lehrplaene immer nur die gegebene Situation aufgreifen koennen, und heutzutage >gibt es halt noch nicht die multimediale Lernumgebung. >Es hat doch keinen Sinn, einen Lehrplan zu erstellen, der CA-bearbeitete >Projekte vorschreibt, wenn kaum eine Schule die Moeglichkeiten hat, die >Umgebung hierfuer bereitzustellen. Ganz starker und mehrfacher Einspruch! Ein Lehrplan, der nur die gegebene Situation aufgreift, ist kein Lehrplan, sondern ein Plan der leeren Kassen (ein Leerplan). Jetzt sind wir wieder bei dem 'praktikabel': Sie werden sagen, daß etwas anderes heute nicht praktikabel ist (vermute ich). Aber ich sage, daß morgen überhaupt nichts mehr praktikabel sein wird, wenn weiterhin das Finanzministerium den Lehrplan macht. Meine Forderung an die Praktiker sieht also ganz einfach so aus: Wir wissen was getan werden muß, wenn wir den (Mathematik-) Unterricht den heutigen Anforderungen (international) anpassen wollen. Also muß das dazu Erforderliche bereit gestellt werden. Für mich hat immer noch die Bildung die Priorität. >> Und damit auch wirklich genug Leute auf mich schimpfen können, füge >> ich noch hinzu: die meisten Lehrer wehren sich (noch) gegen diese >> Entwicklung (auch an den Universitäten). >Schimpfen moechte ich nun wirklich nicht! Aber manchmal ist eine >Zurueckhaltung gegenueber zu rapiden Entwicklungen vielleicht der ganzen >Sache dienlich. Klar, jedes System bekommt seine Stabilität durch Trägheit. Aber es gibt auch Systeme, die durch ihre Trägheit aussterben. >Man kann auch nicht jedem Lehrer einen zeitlichen und >finanziellen Einsatz zumuten, wie Sie ihn aufbringen. Der "Standardlehrer" >hat einfach 24 Stunden Unterricht vorzubereiten, zu halten und >nachzubereiten mit unzaehligen Begleiterscheinungen. Wir koennen nicht >erwarten, dass alle jubeln, wenn Ihnen hunderte wenn nicht sogar tausende >von Einarbeitungsstunden verordnet werden und dies ohne die Gewaehr, damit >einer sinnvollen menschlichen multimedialen Lernumgebung zuzusteuern. Ganz entschiedener Zuspruch! Ich löchere seit Jahr und Tag 'die Verantwortlichen', daß pro Schule ein volles Deputat für diese Aufgaben zur Verfügung gestellt werden muß, wenn das realisiert werden soll, was in Pressemitteilungen angekündigt wird (oder sogar als erreicht hingestellt wird). Mit den 'S.a.N.-Erfolgsmeldungen' wird die Öffentlichkeit in mindestens drei Punkten über den wahren Zustand getäuscht: 1. An den Schulen fehlt die Manpower. 2. Es fehlt die Ankopplung der Schulen an Service-Kapazitäten. 3. Die Frage der Folgekosten (insbes. Telefongebühren) ist völlig ungeklärt. Vor dem Hintergrund dieser Misere sollten wir uns also nicht den Kopf über 'Maple oder Derive?' zerbrechen. Wir sollten vielmehr alles in Bewegung setzen, um uns in *einem* Zimmer zu treffen - es kann auch ein virtuelles Zimmer sein. Viele Grüsse M. Komma ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Dr.M.Komma - Isolde-Kurz-Gymnasium Reutlingen first, they say it's impossible, then they steal your concepts, finally, they claim it was their idea to begin with. ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: e@e.isdn.uni-mannheim.de (Eberhard Endres) Date: 21 Jul 1997 20:15:53 +0200 Hallo Herr Komma, > Ich halte es übrigens auch für eine 'praktikable Lösung', wenn man > dann so konsequent ist und sagt: 'Wir (Schulträger, Bildungspolitik) > können das nicht finanzieren. Wer weiterhin eine öffentliche Schule > besucht, kann nicht zeitgemäß ausgebildet werden'. Ich sage das mit > einem gewissen Zynismus, weil das ja schon heute *Praxis ist*: Die > Zahl der Schüler, die sich außerhalb der Schule selbst ausbilden (und > hoffentlich auch bilden), wächst stetig und es gibt immer mehr Eltern, > die ihre Kinder in 'Computerkurse für Kids' schicken - zu horrenden > Preisen. Kommentar hierzu siehe unten. > Aber ich kann Sie *wirklich* beruhigen: Wir haben im letzten Jahr in > unserem virtuellen Klassenzimmer nur positive Erfahrungen gemacht, was > den Einsatz des Mediums Computer angeht. Insbesondere konnte ich zu > meiner großen Freude feststellen, daß wir eine gesunde Jugend haben. > Die merken ganz von selbst, wenn ihnen die Kisten auf den Wecker gehen > und bleiben auch mit ihren Laptops und im Netz 'ganz normale > Menschen'. > Keine Spur von Anonymität! Die ganze Klasse hat sich nach Auskunft > aller Kollegen, die in der Klasse unterrichten, ausgesprochen positiv > entwickelt. Warum? Sie sind alle hochmotiviert bei der Sache. Aber > viel wichtiger ist, daß sie gelernt haben, selbständig zu arbeiten und > Teams zu bilden. Die Jugendlichen haben da kein Problem, die sehen So lasse ich mir die Aussagen gerne gefallen! Das zentrale Stichwort erkenne ich in dem "unterrichten". Wenn die "Multimediale Lernumgebung" eine Ergaenzung des Unterrichts oder einen Teil des Unterrichts darstellt, dann sehe ich hierin auch sehr positive Auswirkungen. Ich will nur nicht die *rein multimediale Lernumgebung*. > Die Spannung und Neugierde liegt in der Eigendynamik bei der Arbeit > mit einem CAS (falls das Display groß genug ist - Entschuldigung :-). > Falls das je nicht ausreichen sollte, greife sogar ich zur > menschlichen Interaktion: Und ich halte die menschliche Interaktion fuer noch zentraler. Durch meinen Unterricht kann ich den Schuelern auf einer Metaebene den Problemloeseprozess bewusst machen, durch gezielte Bemerkungen steuernd eingreifen und nehme hierbei auf vielen Kanaelen (insbesondere auch nonverbal!) Informationen auf, die mich zu entsprechenden Reaktionen veranlassen. Ich bin der Meinung, dass durch diese (unbewussten und nonverbalen sowie zwischenmenschlichen) Komponenten der Problemloese-Lern-Prozess vielfach gefoerdert wird. Deshalb moechte ich bis zu einem gewissen Grad am herkoemmlichen Unterricht festhalten (und natuerlich die o.g. Vorteile multimedialen Lernens miteinbeziehen). > Nein! Der Problemlöseprozess kommt durch Motivation zustande. Ich denke eher, Motivation foerdert den Problemloeseprozess. Zustandekommen kann er aber nur, wenn die dargebotenen Loesungsschritte in Reichweite des Problemloesers sind. Und fuer die "Verdaulichkeit" der Loesungsschritte kann ich am besten selbst sorgen durch gezielte Beobachtung der (auch nonverbalen, s.o.) Rueckmeldungen (Interaktion) der Schueler. Und - Bezug nehmend auf obigen Verweis meinerseits - deshalb erwachsen aus den Computerkursen fuer Kids auch keine allzu ernsthaften "Konkurrenten" fuer das oeffentliche Schulwesen. > Sie setzen immer voraus, daß der Schüler einen Lehrer braucht, oder > ein Programm, das ihn 'führt'. Das hat mit Problemlösen nicht viel zu > tun: Der Schüler hat auch einen eigenen Kopf und dort löst *er* das > Problem. Nein, ich kenne von meiner eigenen Studienzeit eine Vielzahl von Problemen, die ich nicht loesen konnte. Erst mit gezielten Tips (die durch Interaktion zustandekamen) war ich in der Lage, diese zu loesen. Und ich kann mir einfach einfach nicht denken, dass mir ein Computer in diesen Situationen diese Hilfestellung adaequat geben kann (vielleicht will ich die Schritte auch nicht von einem COmputer geboten bekommen!). > Von einem Multiple-Choice-Multimediaprogramm habe ich nie gesprochen. > Bitte stecken Sie mich nicht in eine Schublade mit diesen Aposteln, > die den Unterricht *komplett* computergesteuert abwickeln wollen. Hier > muß man peinlich genau unterscheiden wozu und in welchem Umfang der > Computer eingesetzt wird: Dann sind wir uns hier voellig einig: Ich will ja auch den Computer als Medium verwenden, aber nicht als 100%igen Lehrerersatz! > Ein Lehrplan, der nur die gegebene Situation aufgreift, ist kein > Lehrplan, sondern ein Plan der leeren Kassen (ein Leerplan). Jetzt > sind wir wieder bei dem 'praktikabel': Sie werden sagen, daß etwas > anderes heute nicht praktikabel ist (vermute ich). Aber ich sage, daß > morgen überhaupt nichts mehr praktikabel sein wird, wenn weiterhin das > Finanzministerium den Lehrplan macht. Meine Forderung an die Praktiker > sieht also ganz einfach so aus: Wir wissen was getan werden muß, wenn > wir den (Mathematik-) Unterricht den heutigen Anforderungen > (international) anpassen wollen. Also muß das dazu Erforderliche > bereit gestellt werden. Für mich hat immer noch die Bildung die > Priorität. Fakt ist, dass der "Finanzminister die Gelder bereitstellt". Jetzt koennen die Lehrplanmacher zwar einen Lehrplan erstellen, der von ganz anderen Voraussetzungen ausgeht, aber das halte ich fuer aeusserst ungeeignet; dann kann naemlich wirklich kaum einer den Lehrplan umsetzen, auch wenn er wollte. Aber nochmals zum Kernpunkt meiner Meinung: Ich denke eben nicht, dass man nur eine entsprechende Ausstattung braucht, um schon den Lernerfolg in der Tasche zu haben. Ich denke, wir brauchen auch in Zukunft den engagierten Lehrer, der in zwischenmenschlicher Kommunikation den Lernprozess - sicherlich in Zukunft computerunterstuetzt - begleitet. Insofern moechte ich ich nicht die Schule der Zukunft nur von den dafuer bereitgestellten Finanzmitteln fuer eine multimediale Ausstattung abhaengig machen. -- Mit freundlichem Gruss Eberhard Endres ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: komma@oe.uni-tuebingen.de (Michael Komma) Date: Mon, 21 Jul 1997 23:05:19 GMT Hallo Herr Endres, >> Die Spannung und Neugierde liegt in der Eigendynamik bei der Arbeit >> mit einem CAS (falls das Display groß genug ist - Entschuldigung :-). >> Falls das je nicht ausreichen sollte, greife sogar ich zur >> menschlichen Interaktion: >Und ich halte die menschliche Interaktion fuer noch zentraler. Durch meinen >Unterricht kann ich den Schuelern auf einer Metaebene den Problemloeseprozess >bewusst machen, durch gezielte Bemerkungen steuernd eingreifen und nehme >hierbei auf vielen Kanaelen (insbesondere auch nonverbal!) Informationen >auf, die mich zu entsprechenden Reaktionen veranlassen. Ich bin der Meinung, >dass durch diese (unbewussten und nonverbalen sowie zwischenmenschlichen) >Komponenten der Problemloese-Lern-Prozess vielfach gefoerdert wird. Deshalb >moechte ich bis zu einem gewissen Grad am herkoemmlichen Unterricht >festhalten (und natuerlich die o.g. Vorteile multimedialen Lernens >miteinbeziehen). Also - Sie entschuldigen jetzt sicher, wenn ich ein bißchen griffelspitzerisch den Komperativ 'noch zentraler' aufgreife. Vielleicht können wir uns so einigen: Es gibt seit Urzeiten mindestens zwei Möglichkeiten des Lernens: 1. Die (Erst-) Entdeckung (Bsp.: Ein Kind verbrennt sich die Finger, die Mutter ist nicht dabei). 2. Die Übermittlung/Weitergabe von Entdeckungen (Die Mutter sagt: 'Wenn Du da hinlangst, verbrennst Du Dir die Finger). Wir sollten einen neuen Thread 'Über die Zentrumsnähe der menschlichen Interaktion beim Lernen' anfangen. Wir können es aber auch einfacher machen und uns auf obige Reihenfolge einigen. >> Nein! Der Problemlöseprozess kommt durch Motivation zustande. >Ich denke eher, Motivation foerdert den Problemloeseprozess. Zustandekommen >kann er aber nur, wenn die dargebotenen Loesungsschritte in Reichweite des >Problemloesers sind. Und fuer die "Verdaulichkeit" der Loesungsschritte kann >ich am besten selbst sorgen durch gezielte Beobachtung der (auch >nonverbalen, s.o.) Rueckmeldungen (Interaktion) der Schueler. Das kommt darauf an, wie stark das Problem brennt. >Und - Bezug nehmend auf obigen Verweis meinerseits - deshalb erwachsen aus >den Computerkursen fuer Kids auch keine allzu ernsthaften "Konkurrenten" >fuer das oeffentliche Schulwesen. Da wäre ich nicht so sicher, denn die sind dem Feuer am nächsten. (bewußt interpretationsfähig formuliert) >> Sie setzen immer voraus, daß der Schüler einen Lehrer braucht, oder >> ein Programm, das ihn 'führt'. Das hat mit Problemlösen nicht viel zu >> tun: Der Schüler hat auch einen eigenen Kopf und dort löst *er* das >> Problem. >Nein, ich kenne von meiner eigenen Studienzeit eine Vielzahl von Problemen, >die ich nicht loesen konnte. Erst mit gezielten Tips (die durch Interaktion >zustandekamen) war ich in der Lage, diese zu loesen. Und ich kann mir einfach >einfach nicht denken, dass mir ein Computer in diesen Situationen diese >Hilfestellung adaequat geben kann (vielleicht will ich die Schritte auch >nicht von einem COmputer geboten bekommen!). Zur Information für alle Mitlesenden: Vor 1-2 Jahren hat Herr Endres auf einer CAS-Fortbildung (Donaueschingen?) vorgestellt, wie man mit Maple ein Problem löst. Was heißt vorgestellt? Es war ein meisterhafter Unterricht für uns alle: 1. Offene Fragestellung und erste Reaktionen - einmal ein paar Befehle tippen und sehen, was dabei herauskommt. 2. Die eingegebenen Zahlen verändern und sehen was dabei herauskommt. 3. Die Graphik ausnützen und interpretieren. 4. Die Lösungsidee haben/bekommen. 5. Das Ganze zusammenfassen. 6. Die Zahlen durch Variable ersetzen (sehr wichtig!). 7. Eine Prozedur daraus machen. 8. Und fertig ist das Maple-Arbeitsblatt, dem jeder ansieht, wie man das Werkzeug einsetzt und wie man von Versuch und Irrtum zur Methode kommt: Experimentelle Mathematik der hohen Schule! Das hat mich tief beeindruckt: Herr Endres ist für mich das leuchtende Beispiel, wie man wohldosiert gezielte Tips gibt. Warum widerspreche ich ihm nun (in beschränktem Umfang)? Weil ich obige Reihenfolge (1. - 2.) bevorzuge. Das heißt nicht, daß ich mir unbedingt die Finger selbst verbrennen will, aber ich kenne genügend Fälle, in denen sich Kinder trotz einer ausgefeilten Didaktik die Finger verbrannt haben. Manche waren einfach zu dumm, die Warnungen der Mutter zu verstehen, andere waren zu neugierig. Und so wie uns Herr Endres die Entstehung eines Maple-Arbeitsblatts vorgeführt hat, kennt er das Feuer auch: Das ist die Eigendynamik, die einsetzt, wenn man Mathematik mit einem CAS betreibt. Da bekommen unsere halbwüchsigen Mathematiker mit einem Schlag einen Mathe-Porsche vor die Tür (ins Notebook - aber nicht in den TI ;-) gestellt. Manche rennen sich damit das Hirn ein (allerdings nur virtuell). Andere gehen mit dem Gaspedal etwas vorsichtiger um. Und ich als Lehrer? Ich rate ihnen (nur einmal), die Syntax gründlich zu lernen (gebe auch ein paar Hilfestellungen, z.B. in Form eines 'elektronischen Mathematikbuchs') und lasse sie dann mit der Kiste fahren. So weit ich sehe, sind die meisten nun aus eigener Kraft ganz gute Maple-Schumis geworden - in unserem virtuellen Klassenzimmer. Bitte nicht verwechseln: Das ist kein Laissez-faire, das ist ein Vertrauen auf obige Prioritäten (1. - 2.) beim Lernen. Natürlich sammle ich die Leute wieder aus dem Graben ein, wenn sie die Kurve nicht bekommen haben. Besser noch: Wir haben in unserem virtuellen Klassenzimmer einen Rettungsdienst organisiert, der das macht (ich glaube das heißt Gruppenarbeit - oder war das Gruppenpuzzle? - egal, Evolution stimmt immer). Wichtig ist nur: Wir *forschen* mit Maple. Und ein echter Forscher will so wenig wie möglich Anleitung. (Ich weiß, jetzt sorgt man sich wieder um den schwachen Schüler, dem der a-Teil bei der Abi-Aufgabe dann fehlt.) >> Ein Lehrplan, der nur die gegebene Situation aufgreift, ist kein >> Lehrplan, sondern ein Plan der leeren Kassen (ein Leerplan). Jetzt >> ........ >Fakt ist, dass der "Finanzminister die Gelder bereitstellt". Jetzt koennen >die Lehrplanmacher zwar einen Lehrplan erstellen, der von ganz anderen >Voraussetzungen ausgeht, aber das halte ich fuer aeusserst ungeeignet; dann >kann naemlich wirklich kaum einer den Lehrplan umsetzen, auch wenn er >wollte. Fakt ist *noch*, dass...! Warum sollen wir Pädagogen als die anerkannten Fachleute uns nicht gegen alte Fakten wehren? *Wir* sind doch in erster Linie dafür verantwortlich, daß die Bildungskarre wieder in Schwung kommt (am liebsten wäre mir ein Porsche ;-)! *Wir* sagen was Sache ist, ohne nach 'den Fakten' zu schielen. *Wir* fordern antizyklische Investitionen in die Bildung, weil *wir* wissen und belegen können, wie dringend erforderlich das ist. Das hat sich beim Bundespräsidenten herumgesprochen ('Ruck durch die Gesellschaft'), das liest man in jeder Zeitung, dazu gibt es Untersuchungen... Also warum sollten ausgerechnet die Fachleute sich zurückhalten? Es gehören also Lehrplankommisionen her, die einen Lehrplan für morgen schreiben, *ohne* darauf Rücksicht zu nehmen, was heute 'finanzierbar ist'. Man muß doch wenigstens einmal das Ziel formulieren dürfen. Man sollte aber auch gleich die Rechnung dazu präsentieren: Wenn wir als Gesellschaft, deren hauptsächliche Ressource das Know-how ist, weiter konkurrenzfähig bleiben wollen, dann müssen wir das so und so unterrichten. Das kostet so viel in der Ausstattung und das kostet *vor allem* so viel im Personal. (In der Wirtschaft rechnet man mit 30% Anschaffungskosten für Hard- und Software und dann *jährlich* mit 70% Personalkosten für Wartung und Verwaltung eines Netzes. Ich kenne nur einen Laden, der mit 0% Personalkosten auskommt, wenn er die 'Schulen ans Netz' bringt ;-). Das sind rein wirtschaftliche Überlegungen, die jeder Betrieb anstellt, der expandieren will. Die Misere ist nur, daß Bildungspolitik nicht unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten gesehen wird, weil die Folgen einer verfehlten/versäumten Bildungspolitik erst dann sichtbar werden, wenn die Karre endgültig im Dreck steckt (und ich wollte doch Porsche fahren). Jeder weiß das - ich kann Ihnen genügend wissenschaftliche Artikel dazu nennen - aber keiner tut etwas. Vielleicht neige ich doch dazu, mir die Finger zu verbrennen: In den Sommerferien werde ich einen ausführlichen Bericht darüber schreiben, welche Mechanismen es verhindern, daß Innovationen rechtzeitig eingeleitet werden. Dann werde ich es mir noch einmal gründlich überlegen, ob ich mir ein weiteres Mal eine Rüge einhandeln will, weil ich 'Äusserungen im Internet verbreitet habe', bevor ich endgültig Gas gebe. >Aber nochmals zum Kernpunkt meiner Meinung: Ich denke eben nicht, dass man >nur eine entsprechende Ausstattung braucht, um schon den Lernerfolg in der >Tasche zu haben. Ich denke, wir brauchen auch in Zukunft den engagierten >Lehrer, der in zwischenmenschlicher Kommunikation den Lernprozess - >sicherlich in Zukunft computerunterstuetzt - begleitet. Insofern moechte ich >ich nicht die Schule der Zukunft nur von den dafuer bereitgestellten >Finanzmitteln fuer eine multimediale Ausstattung abhaengig machen. Lieber Herr Endes, ich muß Ihnen zum Schluß leider noch einmal widersprechen: Die Frage ist nicht, wie wir die wissenschaftlich-technische Evolution in den Lehrplan (Leerplan s.o.) einbauen, sondern die Frage ist, wie wir mit unserer Didaktik der Evolution möglichst zügig folgen, damit sich nicht noch mehr Kinder die Finger verbrennen. Wenn wir dann wieder in etwas ruhigerem Wasser sind, schließe ich mich Ihrer Argumentation gerne an. Falls sich in der Zwischenzeit jemand meiner (politischen) Argumentation anschließen möchte: Wir haben als Beamte nicht nur die Möglichkeit, sich wie jeder Bürger unseres Rechtstaats über Mißstände zu äußern (auch im Internet), wir haben gerade als Beamte die Demonstrationspflicht, unsere Vorgesetzten rechtzeitig auf drohende Gefahren hinzuweisen. Mag es seinen Dienstweg gehen. Viele Grüsse Ihr M. Komma P.S.: Ich hasse das Subject Re: Mathematikprogramm derive... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Dr.M.Komma - Isolde-Kurz-Gymnasium Reutlingen first, they say it's impossible, then they steal your concepts, finally, they claim it was their idea to begin with. ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: e@e.isdn.uni-mannheim.de (Eberhard Endres) Date: 22 Jul 1997 21:26:58 +0200 Hallo Herr Komma! Bezugnehmend auf Ihre letzte Antwort denke ich, dass wir gar nicht so weit auseinanderliegen mit unseren Meinungen. Wir sind und einig, .... dass CA-Instrumente in den M-Unterricht eindringen werden .... dass CA-Instrumente sinnvolle Hilfsmittel sind .... dass CA-Instrumente hervorragend geeignet sind, offene und anwendungsorientierte Aufgaben zu bearbeiten .... dass ein Laptop in sehr vielen Faechern sinnvoll eingesetzt werden kann .... dass die Abituraufgaben sich im Laufe der Zeit veraendern muessen *und werden* Ich sehe eine gewisse Meinungsverschiedenheit im Grad des Einsatzes. Deutlich ueberspitzt glaube ich sagen zu koennen, .... dass Sie die multimediale Lernumgebung (was auch immer das ist ;-) ) deutlich staerker verwendet wissen moechten als ich .... dass Sie glauben, dass der Lehrer sich staerker zuruecknehmen kann als ich es vertrete und dennoch der Lernprozess ablaeuft. Ihren Aeusserungen .... Bitte nicht verwechseln: Das ist kein Laissez-faire, das ist ein Vertrauen auf obige Prioritäten (1. - 2.) beim Lernen. .... Wir haben in unserem virtuellen Klassenzimmer einen Rettungsdienst organisiert, der das macht (ich glaube das heißt Gruppenarbeit .... Wir *forschen* mit Maple (Betonung meinserseits auf dem WIR) entnehme ich, dass Sie auch der Meinung sind, dass der Lehrer mit einer guten Computerausstattung nicht wegrationalisiert werden kann. Ich gehe einfach einen Schritt weiter und sage, ohne Lehrer nuetzt auch das beste Computerprogramm nichts, um das Lernen generell (punktuell sehr wohl!) zu gewaehrleisten. Ich fuerchte, wenn man die Schueler mit dem Multi-Medium alleine laesst, wird sich hier ein Caspar-Hauser-Effekt (ich weiss, das passt nicht ganz, weil bei Multimedia die Anreize vorhanden sind, aber ich will auf die Einseitigkeit hinaus!) bilden. Bedenklich erscheint mir allerdings Ihre Aussage: .... In der Wirtschaft rechnet man mit .... 30% Anschaffungskosten für Hard- und Software und dann *jährlich* mit .... 70% Personalkosten für Wartung und Verwaltung eines Netzes und zwar nicht, weil ich diese Zahlen bestreite, sondern weil ich fuer die Schule die 70% Personalkosten NICHT (nur) fuer Wartung und Verwaltung, sondern eben gerade auch fuer die Lehrtaetigkeit verwendet wissen will. Ich moechte nicht, dass die Schule zu einem Multimedia-Labor wird, in der die "Lehrer" nur noch Netzwerkbetreuer und Software-Installateure sind, die dann gelegentlich die Lernerfolge der Softwarenutzer ("Schueler") abrufen und elektronisch auswerten lassen. Wie gesagt, das ist jetzt alles deutlich ueberzeichnet, aber ich wollte die Unterschiede in unseren Einstellungen einfach klar stellen (und hoffe, damit den Kern der Sache getroffen zu haben). > Lieber Herr Endes, ich muß Ihnen zum Schluß leider noch einmal > widersprechen: Die Frage ist nicht, wie wir die > wissenschaftlich-technische Evolution in den Lehrplan (Leerplan s.o.) > einbauen, sondern die Frage ist, wie wir mit unserer Didaktik der > Evolution möglichst zügig folgen, damit sich nicht noch mehr Kinder > die Finger verbrennen. Wenn wir dann wieder in etwas ruhigerem Wasser > sind, schließe ich mich Ihrer Argumentation gerne an. Fuer das ruhigere Fahrwasser koennen wir selbst auch sorgen, wenn wir die Entwicklung (zwar nicht im Schneckentempo aber doch ...) moderater vorantreiben und sich die Dinge entwickeln und reifen lassen. (Sie werden jetzt entgegnen, dass uns der Lauf der Dinge ueberrollen wird oder wir die Entwicklung verschlafen oder etwas dergleichen; ich meine aber, die Zeit, die wir uns fuer gewissenhafte Ueberlegungen - auch Schulversuche - nehmen, ist auch hier sinnvoll angelegt). In der Multimedia steckt sicherlich eine ganze Menge von In-Sein, Modeerscheinung usw (vgl. Sprachlabor). Klar, Multimedia wird noch staerker kommen, aber mit der Gewoehnung an das Medium wird auch eine Filterwirkung einsetzen. Hier wird sich sicherlich ein passender Mittelweg finden - im Lauf der Jahre! -- Mit freundlichem Gruss Eberhard Endres ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: komma@oe.uni-tuebingen.de (Michael Komma) Date: Tue, 22 Jul 1997 22:51:15 GMT Hallo Herr Endres, >Bezugnehmend auf Ihre letzte Antwort denke ich, dass wir gar nicht so weit >auseinanderliegen mit unseren Meinungen. >Wir sind und einig, >.... dass CA-Instrumente in den M-Unterricht eindringen werden >.... dass CA-Instrumente sinnvolle Hilfsmittel sind >.... dass CA-Instrumente hervorragend geeignet sind, offene und > anwendungsorientierte Aufgaben zu bearbeiten >.... dass ein Laptop in sehr vielen Faechern sinnvoll eingesetzt werden kann >.... dass die Abituraufgaben sich im Laufe der Zeit veraendern muessen > *und werden* 100% >Ich sehe eine gewisse Meinungsverschiedenheit im Grad des Einsatzes. >Deutlich ueberspitzt glaube ich sagen zu koennen, >.... dass Sie die multimediale Lernumgebung (was auch immer das ist ;-) ) > deutlich staerker verwendet wissen moechten als ich >.... dass Sie glauben, dass der Lehrer sich staerker zuruecknehmen kann > als ich es vertrete und dennoch der Lernprozess ablaeuft. Multimedia ist mir nicht so wichtig. Da gibt es viel Schnick-Schnack und Augenwischerei. Wenn ich etwas *wirklich* erklären will, nehme ich die Kreide, weil es mir viel zu lange dauert, bis die Kiste hochgefahren ist, das richtige Programm gefunden ist (wenn es das gibt), die richtige Simulationsdatei im richtigen Verzeichnis gefunden ist.... Die *Vernetzung* ist der Motor der zukünftigen Entwicklung (irgendwie habe ich das nicht genügend betont): Zu jeder Zeit an jedem Ort die gewünschte Information abholen zu können (oder schicken zu können) frei nach: 'Nicht der Mensch geht zur Information, sondern die Information kommt zum Mensch'. Natürlich ist auch das nicht unproblematisch. Aber wenn wir einmal (zunächst) nur die positiven Seiten sehen: Damit können Ihre Schüler die (Maple-) Arbeitsblätter holen, neue schreiben, die Korrektur lesen, darauf reagieren... und Sie können das Gleiche. (Gerade schaut übrigens meine Frau zur Türe herein: 'Bist Du ohne Auto ausgekommen?' 'Mhm - wir haben das von Computer zu Computer geschickt'.) Erst dann kommt 'Multimedia'. Und dabei ist es nicht so wichtig, ob nun etwas über den Bildschirm wackelt, oder die Lautsprecher dröhnen, sondern daß man ohne viel Aufwand von einer Anwendung in die andere wechseln kann. Sorry, ich habe das Schlagwort falsch gebraucht. Eigentlich meine ich damit nur eingebettete Objekte - also letztlich auch wieder Links (und damit Vernetzung). >Ihren Aeusserungen >.... Bitte nicht verwechseln: Das ist kein Laissez-faire, das ist ein > Vertrauen auf obige Prioritäten (1. - 2.) beim Lernen. >.... Wir haben in unserem virtuellen Klassenzimmer einen Rettungsdienst > organisiert, der das macht (ich glaube das heißt Gruppenarbeit >.... Wir *forschen* mit Maple (Betonung meinserseits auf dem WIR) >entnehme ich, dass Sie auch der Meinung sind, dass der Lehrer mit einer >guten Computerausstattung nicht wegrationalisiert werden kann. Ich gehe >einfach einen Schritt weiter und sage, ohne Lehrer nuetzt auch das beste >Computerprogramm nichts, um das Lernen generell (punktuell sehr wohl!) zu >gewaehrleisten. Ich fuerchte, wenn man die Schueler mit dem Multi-Medium >alleine laesst, wird sich hier ein Caspar-Hauser-Effekt (ich weiss, das >passt nicht ganz, weil bei Multimedia die Anreize vorhanden sind, aber ich >will auf die Einseitigkeit hinaus!) bilden. Wie gesagt - wir haben eine gesunde Jugend! Heute haben z.B. zwei Klassen des Pilotprojekts eine Wanderung gemacht. Von Computern hat kaum jemand gesprochen. Nur ab und zu wurde ein Witz gerissen ('optimale Oberfläche einer Cola-Flasche - es muß ja nicht immer die Milchtüte sein'): Die Leute setzen den Computer inzwischen so selbstverständlich ein wie Papier und Bleistift oder ihre Stereoanlage oder ihr Fahrrad... Und die Lehrer haben sich auch nicht über Computer unterhalten. Es war wunderbares Wetter und wir hatten alle das Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein, ohne viel darüber zu reden. >Bedenklich erscheint mir allerdings Ihre Aussage: >.... In der Wirtschaft rechnet man mit >.... 30% Anschaffungskosten für Hard- und Software und dann *jährlich* mit >.... 70% Personalkosten für Wartung und Verwaltung eines Netzes >und zwar nicht, weil ich diese Zahlen bestreite, sondern weil ich fuer die >Schule die 70% Personalkosten NICHT (nur) fuer Wartung und Verwaltung, sondern >eben gerade auch fuer die Lehrtaetigkeit verwendet wissen will. Ich moechte >nicht, dass die Schule zu einem Multimedia-Labor wird, in der die "Lehrer" >nur noch Netzwerkbetreuer und Software-Installateure sind, die dann >gelegentlich die Lernerfolge der Softwarenutzer ("Schueler") abrufen >und elektronisch auswerten lassen. Dann habe ich mich hier auch noch mißverständlich ausgedrückt: Nicht *die* Lehrer sollen zu 70% ihrer Tätigkeit 'im Computer stecken'! Wenn man das Beispiel hochrechnet, kommt man bei einer (demnächst) gängigen Ausstattung einer Schule (LAN mit ca. 10 Arbeitsstationen) zu dem Ergebnis, daß *ein* Deputat erforderlich ist, um den Laden in Schuß zu halten. Dieses eine Deputat kann natürlich auf zwei bis drei... Leute aufgeteilt werden. Ich will damit nur sagen, daß man an jeder Schule ca. 20 Stunden Manpower zur Verfügung stellen muß, damit die Technik funktioniert und *das Gros der Kollegen* sich der eigentlichen Aufgabe widmen kann: Unterricht. Weil aber Lehrer von ihrer Ausbildung her nicht Netzwerktechniker sind, muß ihnen noch ein Profi zur Seite stehen: 'Ankopplung an Service-Kapazitäten'. Und das muß *auch noch* finanziert werden!! >> Die Frage ist nicht, wie wir die >> wissenschaftlich-technische Evolution in den Lehrplan (Leerplan s.o.) >> einbauen, sondern die Frage ist, wie wir mit unserer Didaktik der >> Evolution möglichst zügig folgen, damit sich nicht noch mehr Kinder >> die Finger verbrennen. Wenn wir dann wieder in etwas ruhigerem Wasser >> sind, schließe ich mich Ihrer Argumentation gerne an. >Fuer das ruhigere Fahrwasser koennen wir selbst auch sorgen, wenn wir die >Entwicklung (zwar nicht im Schneckentempo aber doch ...) moderater >vorantreiben und sich die Dinge entwickeln und reifen lassen. >(Sie werden jetzt entgegnen, dass uns der Lauf der Dinge ueberrollen wird >oder wir die Entwicklung verschlafen oder etwas dergleichen; ich meine aber, >die Zeit, die wir uns fuer gewissenhafte Ueberlegungen - auch Schulversuche >- nehmen, ist auch hier sinnvoll angelegt). In der Multimedia steckt Richtig! Ich entgegne Obiges. (Ein bißchen Zündstoff für die Diskussion müssen wir uns ja noch lassen, nachdem wir uns fast einig sind :-): Es ist meine *Sorge*, daß sich das *Ausmaß* der Entwicklung nicht schnell genug herumspricht. Ich will die Entwicklung gar nicht forcieren. Mit dem, was ich tue, will ich in erster Linie aufzeigen, wo wir inzwischen stehen. Leider habe ich als 'Pionier' ein verdammtes Rollendefizit, nein mehrere: Im eigenen Kollegium wirft man mir vor, daß ich dabei helfe 'die Potjemkinschen Dörfer der Ministerin mit aufzubauen'. Auf Treffen mit Kollegen aus der CAS-Branche sagt man, daß 'der Komma in der Butter sitzt mit 'seiner' Ausstattung'. In der Verwaltung sagt man: 'jetzt kommt wieder der Komma mit seiner Forderung nach einem NT-Deputat pro Schule'. Und wenn ich eine CAS-Fortbildung mache, heißt es: 'Ja Sie, Sie machen das schon zig Jahre - und wir?' Ich könnte jetzt noch mein Rollendefizit bei S.a.N. ansprechen, bei verschiedenen Ämtern... und Personen... was soll's! Die Luft wird einfach zunehmend dünner, je weiter man sich aus dem Fenster lehnt. Es ist auch eine Art Stigmatisierung, ein Etikett, das man aufgeklebt bekommt: 'Komma der Computerfreak'. Aber das ist ganz natürlich. So wehrt sich eine computerfeindliche Gesellschaft. Natürlich weiß das nicht nur der Komma, das wissen alle, die die gleiche Sorge haben - alte Kempen und eine schweigende und mitlesende Mehrheit. Was mich tröstet, ist unsere Jugend. Und... solche Diskussionsbeiträge, wie sie von Ihnen kommen. Bis dann M.Komma ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Mathematikprogramm DERIVE From: schwarzl@mars.gp.schwaben.de (Siegfried Schwarzl) Date: Mon, 28 Jul 1997 23:08:00 +0200 X-no-archive: yes > Die *Vernetzung* ist der Motor der zukünftigen Entwicklung Naja ... Noch kommt das tägliche Brot nicht per Kabel. > man das Beispiel hochrechnet, kommt man bei einer (demnächst) gängigen > Ausstattung einer Schule (LAN mit ca. 10 Arbeitsstationen) zu dem > Ergebnis, daß *ein* Deputat erforderlich ist, um den Laden in Schuß zu > halten. Kann ich nur bestätigen und unterstützen. Die Etablierung von EDV- Beratern (ich will sie mal so nennen) ist auf die Dauer unausweichlich. Ob das allerdings ein Lehrer sein _muß_, ist fraglich. Man könnte auch das Berufsbild des "pädagogisch- technischen Assistenten" schaffen, wäre wahrscheinlich wesentlich ökonomischer. Gruß Siegfried Schwarzl ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: komma@oe.uni-tuebingen.de (Michael Komma) Date: Tue, 29 Jul 1997 21:59:51 GMT schwarzl@mars.gp.schwaben.de (Siegfried Schwarzl) wrote: >X-no-archive: yes >> Die *Vernetzung* ist der Motor der zukünftigen Entwicklung >Naja ... Noch kommt das tägliche Brot nicht per Kabel. ;-)) >> man das Beispiel hochrechnet, kommt man bei einer (demnächst) gängigen >> Ausstattung einer Schule (LAN mit ca. 10 Arbeitsstationen) zu dem >> Ergebnis, daß *ein* Deputat erforderlich ist, um den Laden in Schuß zu >> halten. >Kann ich nur bestätigen und unterstützen. Die Etablierung von EDV- >Beratern (ich will sie mal so nennen) ist auf die Dauer >unausweichlich. Ob das allerdings ein Lehrer sein _muß_, ist >fraglich. Man könnte auch das Berufsbild des "pädagogisch- >technischen Assistenten" schaffen, wäre wahrscheinlich wesentlich >ökonomischer. Das meinte ich mit: Weil aber Lehrer von ihrer Ausbildung her nicht Netzwerktechniker sind, muß ihnen noch ein Profi zur Seite stehen: 'Ankopplung an Service-Kapazitäten'. Und das muß *auch noch* finanziert werden!! Gruß Michael Komma ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: komma@oe.uni-tuebingen.de (Michael Komma) Date: Sun, 27 Jul 1997 21:46:00 GMT Unsere gesunde Jugend hat mich mit einem schönen Geschenk zu den Sommerferien überrascht: www.ikg.rt.bw.schule.de -> Schülerseiten Schöne Ferien! M.K. ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: fm@owl-online.de (Friedrich Martens) Date: Sun, 20 Jul 1997 08:55:15 GMT On 18 Jul 1997 20:16:23 +0200, e@e.isdn.uni-mannheim.de (Eberhard Endres) wrote: >Hallo Herr Komma, > .... > Wir koennen nicht >erwarten, dass alle jubeln, wenn Ihnen hunderte wenn nicht sogar tausende >von Einarbeitungsstunden verordnet werden und dies ohne die Gewaehr, damit >einer sinnvollen menschlichen multimedialen Lernumgebung zuzusteuern. > >> immer noch zwei Lösungen: >> 1. Eigentlich müssen wir nur warten. >> 2. Es schadet aber nichts, wenn wir hin und wieder unsere Meinung >> sagen. > >Ersteres, ohne den Kopf in den Sand zu stecken, jedoch die Entwicklungen >gezielt beobachtend und durchaus Schulversuche wagend, um in der Sache >voranzukommen, >... Hallo, solange fuer Befoerdungsaemter (oder Stellen mit ueber die Unterrichtsstunde hinausreichender Entscheidungskompetenz) die Mitgliedschaft in der (richtigen) politischen Partei entscheidend ist, scheint mir die Diskussion ueber die Reformierung, Verbesserung, Weiterentwicklung usw. des Mathematikunterrichts eine Alibi-Diskussion zu sein. F. Martens ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Mathematikprogramm DERIVE From: schwarzl@mars.gp.schwaben.de (Siegfried Schwarzl) Date: Mon, 28 Jul 1997 23:02:00 +0200 X-no-archive: yes [Laptops] > was die Preisentwicklung angeht: es wird etwa ein 'Sockelbetrag' von > 1000.-DM stehen bleiben. Das ist eine Menge, wenn man es mit den 30,-- für einen TR vergleicht. > Multimedia zu beliebiger Zeit an beliebigem Ort paßt einfach nicht auf > eine 5cm x 5cm große Insel - Die Konsequenz sind Laptops mit Funkmodems. > Der Alltagsunterricht wird trotz der fehlenden Investitionen von > staatlicher Seite in fünf bis zehn Jahren über Netze laufen Das halte ich für sehr optimistisch. > wird nur selten besucht, das läuft im Prinzip morgen alles über die > PCs zu Hause also auf die eigene Telefonrechnung und somit weitere Aushöhlung der Lernmittelfreiheit. > (die ja in zunehmender Zahl aber bis auf weiteres nicht flächendeckend > vorhanden sind). > eines CAS im Computerraum: Der Lehrplan und die Abi-Aufgaben (der > eigentliche Lehrplan). So lange diese beiden darauf ausgerichtet sind > unsere Schüler wie 'Laborratten auf Fertigkeiten zu trainieren' (Zitat > aus einem ZEIT-Artikel), können wir CAS an der Schule vergessen. Und da beißt sich die Katze in den Schwanz. Wie kann ich die Unterrichtszeit für CAS "verschwenden", wenn ich weiß, daß nachher traditionelle Laborratten-Aufgaben gelöst werden müssen, und warum sollte ich einen Typ von Typ von Abituraufgaben kreieren, wenn ich weiß, daß in absehbarer Zeit kein entsprechender Unterricht möglich sein wird ? In ähnlicher, etwas abgeschwächter Form haben wir doch in B.-W. das gleiche Problem bereits in Klasse 10 beim Thema "dynamische Prozesse": lt. Lehrplan (wenn ich ihn richtig im Kopf habe) Modellbildung u. a. mit Computerprogrammen (z. B. Dynasys oder Möbius), aber dann - mangels Rechnerunterstützung - in der zentralen Klassenarbeit wieder Null-Acht-Fünfzehn-Aufgaben. > Die Didaktiker, die Lehrplankommissionen und erst recht die Politiker Zuvörderst sollten wir aber die Finanzminister bzw. Stadtkämmerer nennen. > sind bis heute nicht in der Lage, der rapiden Entwicklung zu folgen. > Und damit auch wirklich genug Leute auf mich schimpfen können, füge > ich noch hinzu: die meisten Lehrer wehren sich (noch) gegen diese > Entwicklung (auch an den Universitäten). Die Frage ist eben: was kommt danach ? Werden wir nicht Gefahr laufen, die Mehrzahl unserer Schüler, die ja allein aufgrund der Verwendung eines CAS noch keine Intelligenzsprünge machen werden, hoffnungslos zu überfordern ? Bzw. in Anerkennung dieser Tatsache sehr bald wieder zu Schema-F-Aufgaben auf CAS-Ebene zurückkehren ? Allerdings haben sich gegen die Einführung des TR sicher auch manche gewehrt. Logarithmentafel und Rechenschieber waren ja so bequem und überschaubar ... Der Sprung vom TR zum CAS dürfte allerdings etwas höher sein als vom Rechenschieber zum TR. > 1. Eigentlich müssen wir nur warten. Auch das ist optimistisch. Anderswo wartet man vielleicht nicht so lange. Es ist kein Naturgesetz, daß Europa und speziell Deutschland wirtschaftlich und technologisch führende Mächte bleiben. Gruß Siegfried Schwarzl ======== Newsgroups: schule.mathe Subject: Re: Mathematikprogramm DERIVE From: komma@oe.uni-tuebingen.de (Michael Komma) Date: Tue, 29 Jul 1997 21:59:57 GMT >> Multimedia zu beliebiger Zeit an beliebigem Ort paßt einfach nicht auf >> eine 5cm x 5cm große Insel - >Die Konsequenz sind Laptops mit Funkmodems. Warum nicht? >> Der Alltagsunterricht wird trotz der fehlenden Investitionen von >> staatlicher Seite in fünf bis zehn Jahren über Netze laufen >Das halte ich für sehr optimistisch. Ich vergaß zu erwähnen, daß der 'Alltagsunterricht' sich dann u.U. nicht mehr in den Schulen abspielen wird: Was man für das Leben braucht, lernt man im Netz. >> wird nur selten besucht, das läuft im Prinzip morgen alles über die >> PCs zu Hause >also auf die eigene Telefonrechnung und somit weitere Aushöhlung der >Lernmittelfreiheit. Ein trauriges Kapitel! Aber es sieht verdammt so aus. Wenn der Druck durch die neuen Technologien einerseits und die leeren Staatskassen andererseits weiter steigt, werden diejenigen die Nase vorne haben, die privat investieren. Das läßt sich nicht verbieten. >> eines CAS im Computerraum: Der Lehrplan und die Abi-Aufgaben (der >> eigentliche Lehrplan). So lange diese beiden darauf ausgerichtet sind >> unsere Schüler wie 'Laborratten auf Fertigkeiten zu trainieren' (Zitat >> aus einem ZEIT-Artikel), können wir CAS an der Schule vergessen. >Und da beißt sich die Katze in den Schwanz. Wie kann ich die >Unterrichtszeit für CAS "verschwenden", wenn ich weiß, daß nachher >traditionelle Laborratten-Aufgaben gelöst werden müssen, und warum >sollte ich einen Typ von Typ von Abituraufgaben kreieren, wenn ich >weiß, daß in absehbarer Zeit kein entsprechender Unterricht möglich >sein wird ? Genau! Da liegt der Hund (einer der vielen) begraben. Also graben wir ihn doch aus. Und zeigen ihn wir immer wieder vor: Man muß so prüfen, wie man unterrichtet hat. Wenn also Schüler im Unterricht interaktiv mit einem CAS arbeiten, dann arbeiten sie auch bei der Prüfung interaktiv mit einem CAS, oder mit einem Modellbildungssystem. Ob nun die Prüfung das Abitur, die zentrale Klassenarbeit oder ein Referat ist, spielt *im Prinzip* keine Rolle. Das neue Werkzeug CAS ist *nicht* gleichzusetzen mit einem Folienprojektor oder Taschenrechner. Es ermöglicht eine neue Art von Mathematik. Und *danach* muß der Unterricht und die Leistungskontrolle ausgerichtet werden. >Die Frage ist eben: was kommt danach ? Werden wir nicht Gefahr >laufen, die Mehrzahl unserer Schüler, die ja allein aufgrund der >Verwendung eines CAS noch keine Intelligenzsprünge machen werden, >hoffnungslos zu überfordern ? Bzw. in Anerkennung dieser Tatsache >sehr bald wieder zu Schema-F-Aufgaben auf CAS-Ebene zurückkehren ? Keine Sorge mit der Überforderung. Große Sorge mit der Schema-F-Aufgabe: Eine schematisierte herkömmliche Klassenarbeit korrigiert sich eben viel leichter und schneller, als 30 Referate mit 30 verschiedenen Themen. >> 1. Eigentlich müssen wir nur warten. >Auch das ist optimistisch. Anderswo wartet man vielleicht nicht so >lange. Es ist kein Naturgesetz, daß Europa und speziell Deutschland >wirtschaftlich und technologisch führende Mächte bleiben. Ich neige manchmal zu stark verkürzten Statements - im Stile einer offenen Aufgabenstellung ;-)): 'Mal sehen, wer wie darauf reagiert'. 'Eigentlich müssen wir nur warten' ist - optimistisch: auch in unserem Land (und Ländle) könnte es durchaus sein, daß der Einstieg in die neuen Technologien noch rechtzeitig klappt. - ironisch/sarkastisch: Wir schaffen das sowieso nicht aus eigener Kraft, aber wenn die anderen es geschafft haben, bleibt uns keine andere Wahl. - resigniert: Ich habe jetzt keine Lust mehr und warte mal ab, was da noch kommt. - rational: Die Entwicklung läuft weltweit darauf hinaus, den Computer auf vielen Ebenen der Kommunikation und Problemlösung voll einzusetzen. Also genügen eigentlich die richtigen Weichenstellungen. Grüsse M. Komma